Deutsche Palliativmedizin gut aufgestellt

Berlin – Im neuen „Atlas der Palliativversorgung in Europa“ der European Association for Palliative Care (EAPC) nimmt Deutschland beim europaweiten Vergleich der Palliativversorgung Platz 15 von 49 Ländern ein. Laut der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin ist dies eine Fehleinschätzung.
Die Einordnung auf Platz 15 bei der Zahl der Einrichtungen ergebe eine Schieflage, weil zum Beispiel die 1.321 ambulanten Hospizdienste für Erwachsene nicht mitgezählt worden seien, in denen sich nach aktuellen Schätzungen weit mehr als 80.000 Menschen ehrenamtlich engagierten, sagte der DGP-Präsident Lukas Radbruch.
Diese Dienste seien eine wesentliche Ressource der Umsorgung und des Halts für lebensbegrenzend erkrankte Menschen und ihre Familien. In der Gesamtbetrachtung ist Deutschland laut der Fachgesellschaft daher nicht im Mittelfeld anzusiedeln, „sondern deutlich in Richtung Spitzengruppe unterwegs“. „Wir haben in der Hospiz- und Palliativversorgung in den vergangenen Jahren sehr viel erreicht“, sagte Radbruch.
So weise der Palliativatlas als Meilenstein der Palliativversorgung in Deutschland den Rechtsanspruch auf die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) seit 2007 aus. Weit vorn sei Deutschland zudem in der „Palliative Medicine Education“: Seit 2009 sei Palliativmedizin an den Universitäten Pflicht-, Lehr- und Prüfungsfach. 2010 sei zudem die „Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland“ konsentiert und mittels daraus folgender Handlungsempfehlungen in eine Nationale Strategie überführt worden.
Essenziell sei außerdem der Nationale Krebsplan mit einem eigenen Kapitel zur Palliativmedizin. Schließlich werde Deutschland als eines von acht Ländern mit nationalen Gesetzen genannt. Das grundlegende Hospiz- und Palliativgesetz wurde 2015 verabschiedet. In wenigen Wochen sei zudem die um neue Themen erweiterte und aktualisierte „S3-Leitlinie Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung“ zu erwarten.
Der „Atlas of Palliative Care in Europe 2019“ wurde in dritter Auflage 2019 von Carlos Centeno und seinem Team an der Universität Navarra erstellt. Danach arbeiten in Europa im Durchschnitt 0,8 Palliative Dienste für je 100.000 Einwohner. In Deutschland sind es laut dem Atlas 1,1 Dienste pro 100.000 Menschen – allerdings ohne die 1.321 ambulanten Hospizdienste für Erwachsene.
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