Deutsche zweifeln an Qualität von Pflegeeinrichtungen
Frankfurt – 58 Prozent der Deutschen sind besorgt über die Qualität von Pflegeeinrichtungen – obwohl rund drei Viertel positive Erfahrungen mit Pflegeeinrichtungen gemacht haben. Das zeigt eine repräsentative Studie der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ) unter rund 1.000 Verbrauchern.
Besonders schlecht bewerteten die Befragten den sogenannten Pflege-TÜV: Nur jeder Vierte vertraut dieser gesetzlich vorgeschriebenen Qualitätsprüfung uneingeschränkt.
Generell bezweifeln 41 Prozent, dass die Aspekte, auf die es bei qualitativ hochwertiger Pflege ankommt, überhaupt messbar sind – wie etwa der respektvolle Umgang mit Pflegebedürftigen. Notenbasierte Bewertungen und Qualitätssiegel halten sie daher für nicht aussagekräftig. 80 Prozent der Deutschen geben entsprechend an, eine Pflegeeinrichtung oder einen Pflegedienst immer einer gründlichen persönlichen Überprüfung unterziehen zu wollen. Dem eigenen Eindruck oder einer Empfehlung durch gute Freunde oder Bekannte würden sie mehr Gewicht verleihen als einer staatlich verordneten Prüfung.
Allerdings wüssten zwei Drittel nicht oder nur zum Teil, wie sie die Qualität einer Einrichtung verlässlich selbst beurteilen sollten. „Die Studie zeigt, dass es vielen Verbrauchern an Orientierung und Vertrauen in die Qualität der Pflege fehlt“, sagte Udo Hansen, Präsident der DGQ. Die Herausforderung dabei sei die Definition sinnvoller Prüfkriterien.
Kritik am Pflege-TÜV übten auch Sachverständige bei einer Anhörung des Gesundheitsausschusses Mitte Mai in Berlin. Danach spiegeln die Pflegenoten die Wirklichkeit in den Einrichtungen nur unzureichend wider und sollten dringend reformiert werden.
Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Staatssekretär Karl-Josef Laumann (CDU), hatte Anfang April einen Reformvorschlag für den Pflege-TÜV vorgelegt. Ab 2016 soll es für eine Übergangszeit statt der Gesamt- und Bereichsnoten nur noch Prüfberichte für die Einrichtungen geben. Eine Zusammenfassung der Berichte soll veröffentlicht werden. Ab Januar 2016 soll ein neuer „Pflegequalitätsausschuss“ ein vollständig neues System entwickeln, um die Qualität der Einrichtungen zu beurteilen und transparent zu machen.
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