Deutscher Pflegerat fordert bundesweiten „Masterplan Pflege“

Berlin – Der neue Präsident des Deutschen Pflegerates, Franz Wagner, erwartet von der künftigen Bundesregierung ein schnelles Signal für Verbesserungen in der Pflege. Wagner forderte heute in Berlin zugleich einen „Masterplan Pflege“.
Pflege werde viel zu oft als Problem wahrgenommen, dabei sei sie eine Lösung für viele Probleme in der alternden Gesellschaft, sagte der 60-Jährige. Er schlug eine Enquetekommission Pflege im Bundestag oder einen Runden Tisch vor, an dem die zuständigen Ministerien, Vertreter des Berufes, der Wissenschaft und aus Bildungseinrichtungen beteiligt werden. „Wir dürfen nicht im Klein-Klein verharren, sondern brauchen eine Gesamtschau“, erklärte der Pflegeratspräsident.
Milliardenivestition notwendig
Wagner, der seit Mitte September Chef des Pflegerats und damit Stimme von rund einer Million professionell Pflegenden ist, forderte von der Politik insbesondere eine bessere Personalausstattung in Krankenhäusern, Pflegeheimen und ambulanten Pflegediensten. „Viele Pflegende sind frustriert und am Ende ihrer Kräfte. Da ist ein starkes Signal notwendig; die Pflegenden müssen spüren, dass sich schnell etwas bessert“, sagte er mit Blick auf die am Sonntag beginnenden Sondierungsgespräche für eine große Koalition.
Wagner räumte ein, dass grundlegende Verbesserungen „Milliarden Euro zusätzlich kosten“ würden. Jeder Bürger müsse sich aber klar darüber sein, „dass er ganz schnell selber betroffen sein kann. Will ich selber in einem Krankenhaus liegen, in dem keine Zeit für eine gute Pflege ist?“ Umgekehrt entstünden durch falsche und schlechte Pflege schon heute immense Kosten – etwa durch Krankenhausinfektionen, übermäßige Bürokratie und schlechte Personalführung.
Wagner äußerte die Hoffnung, dass noch in diesem Jahr Grundlagen für die Gründung einer Bundespflegekammer gelegt werden könnten. Sie soll – analog zur Bundesärztekammer oder Anwaltskammern – die Stimme der Pflegenden im Gesundheitswesen und gegenüber der Politik verstärken. Zuvor allerdings sollen in mehreren Bundesländern Landespflegekammern auf den Weg gebracht werden.
Die Landespflegekammer Rheinland-Pfalz arbeitet bereits, in Niedersachsen und Schleswig-Holstein steht ihre Gründung kurz bevor. Und in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg und weiteren Bundesländern gibt es dieses Jahr noch Befragungen der Pflegenden. „Ich erwarte da einen Dominoeffekt“, sagte Wagner.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: