Deutsches Rotes Kreuz mahnt Deeskalation im Gazastreifen an

Berlin – Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat bessere Bedingungen für humanitäre Hilfe im Gazastreifen gefordert. „Es muss eine Deeskalation geben“, sagte der DRK-Bereichsleiter für Internationale Zusammenarbeit, Christof Johnen, heute im ARD-„Morgenmagazin“.
Humanitäre Hilfe, „so wie sie planvoll ablaufen sollte“, sei derzeit im Gazastreifen nicht möglich, verdeutlichte Johnen. Es müsse sich „eine Situation herausbilden, in der Hilfe sicher geleistet werden kann“, forderte Johnen. Die Sicherheit der Helfer müsse gewährleistet sein.
Ein Flugzeug mit Hilfsgütern an Bord soll übermorgen von Leipzig aus in Richtung Ägypten abfliegen. Johnen zufolge werden vor allem Zelte, Zeltplanen, Werkzeuge und logistisches Gerät an Bord sein. Dass die Hilfe unter Umständen nicht bei denjenigen ankomme, die sie am meisten brauchen, sei ein „großes Dilemma“, sagte er. „Die Lösung kann aber nicht sein, dann gar keine Hilfe mehr zu leisten.“
Für die Kontrolle von Hilfslieferungen in den Gazastreifen durch israelische Sicherheitskräfte zeigte der DRK-Bereichsleiter Verständnis. Es sei „selbstverständlich“, dass solche Kontrollen stattfänden. Die Frage sei allerdings, „ob dieser Prozess beschleunigt“ werden könne, sagte Johnen.
Ausländische Hilfsorganisationen haben unterdessen von grausigen Zuständen in den wenigen noch im Gazastreifen arbeitenden Krankenhäusern berichtet. „Wir sehen Verletzungen, die überwiegend durch Explosionen und Splitter verursacht wurden“, wird der Leitende Chirurg des Universitätskrankenhauses Oxford und Klinischer Leiter des Medizinischen Notfallteams, Nick Maynard, in einer Mitteilung der privaten Hilfsorganisation International Rescue Committee (IRC) mit Hauptsitz in New York zitiert.
„Viele Erwachsene, Kinder und Babys werden mit traumatischen Amputationen von Armen und Beinen eingeliefert. Wir haben kleine Kinder mit den furchtbarsten Verbrennungen im Gesicht gesehen“, fügte Maynard hinzu. Flure, Treppenhäuser, Empfangsbereiche, Stationen – auf jedem Quadratzentimeter des Krankenhauses lägen Patienten auf dem Boden, sagte er. Viele seien zudem schwer unterernährt.
Ein erstes Medizinisches Notfallteam von Medical Aid for Palestinians (MAP/Großbritannien) und International Rescue Committee seien inzwischen in einem Krankenhaus im Gazastreifen im Einsatz, berichtete IRC weiter.
Am 7. Oktober hatten hunderte Hamas-Kämpfer in einem beispiellosen Angriff Israel überfallen. Dabei wurden rund 1.140 Menschen getötet und etwa 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel greift seither in einer massiven Militärkampagne Ziele im Gazastreifen an.
Nach Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, starben dadurch mehr als 22.400 Menschen.
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