Deutschland stellt Entwicklungszusammenarbeit neu auf

Berlin – Deutschland stellt die bisherige staatliche Entwicklungszusammenarbeit in einer ganzen Reihe von Ländern ein. Bedingungen werden nachdrücklicher formuliert. Das berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Es ist die größte Kurskorrektur in der Entwicklungshilfe seit mehr als einem Jahrzehnt.
Der Schritt gelte als größte Strukturreform im Haus von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) seit zwölf Jahren, berichtet die Zeitung. Derzeit sei Deutschland noch in etwa 85 Ländern direkt aktiv, entweder über die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) oder die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).
„Die Neukonzeption führt dazu, dass wir uns in verschiedenen Ländern aus der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit zurückziehen“, sagte der Minister der Zeitung. „Wir gehen damit weg von der Gießkanne und arbeiten verstärkt mit unserer bilateralen Zusammenarbeit dort, wo unser Engagement einen Unterschied macht und Partner Reformen umsetzen“, so Müller.
Man konzentriere die Zusammenarbeit auf wenige Länder, „welche gezielt Reformen zu guter Regierungsführung umsetzen, Menschenrechte wahren und Korruption mit unserer Unterstützung bekämpfen“.
Auf der Ausstiegsliste, die der Zeitung vorliegt, stehen unter anderem Burma, Nepal und Sri Lanka in Asien, Burundi, Sierra Leone und Liberia in Afrika sowie Kuba, Haiti und Guatemala auf dem amerikanischen Kontinent.
Änderungen seien noch möglich. Die Liste sei Teil des neuen Konzepts „BMZ 2030“, das der Minister bis zum Sommer vorlegen wolle. Das Auslaufen der staatlichen Zusammenarbeit in bestimmten Ländern bedeutet nach Müllers Worten nicht das Ende aller Aktivitäten. „Die Zivilgesellschaft, die politischen Stiftungen, die Kirchen und die Wirtschaft können dort weiterhin entwicklungspolitisch arbeiten“, sagte er.
„Der BMZ-2030-Prozess ist nach 12 Jahren ein umfassendes Reformkonzept der deutschen Entwicklungspolitik für mehr Wirksamkeit und Effizienz im Einsatz der Maßnahmen und Mittel“, sagte Müller zudem heute. „Wir fordern dabei gezielt Erfolge bei der guten Regierungsführung, der Einhaltung der Menschenrechte und im Kampf gegen die Korruption von unseren Partnerländern ein.“
„In einer Reihe von Ländern steuern wir dazu um, beenden nach Jahrzehnten die bilaterale staatliche Zusammenarbeit, stärken multilaterale Institutionen sowie das Engagement der Zivilgesellschaft und fördern Investitionen der Privatwirtschaft.“ Alle Maßnahmen der bilateralen Zusammenarbeit würden geordnet zu Ende geführt. Humanitäre Unterstützung in Krisenfällen werde aber weiterhin in allen Ländern geleistet.
„Bislang arbeitete das Entwicklungsministerium mit rund 85 Partnerländern bilateral zusammen. Diese Form der Zusammenarbeit verringern wir jetzt“, so Müller. „In diesen Ländern stärken wir aber das Engagement privater Träger und multilateraler Institutionen, halten aber keine Strukturen der staatlichen Durchführungsorganisationen GIZ und KfW mehr vor.“
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