Politik

Deutschland und Ukraine vereinbaren engere Zusammenarbeit im Gesundheitswesen

  • Freitag, 2. Februar 2024
Svenja Schulze (SPD), Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit (Mitte), und Viktor Liashko, Gesundheitsminister der Ukraine /picture alliance, Bernd von Jutrczenka
Svenja Schulze (SPD), Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit (Mitte), und Viktor Liashko, Gesundheitsminister der Ukraine /picture alliance, Bernd von Jutrczenka

Berlin – Deutschland und die Ukraine wollen ihre Zusammenarbeit im Gesundheitswesen vertiefen. Bundes­ge­sundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und sein Amtskollege Viktor Liashko unterzeichneten dazu heute in Berlin eine gemeinsame Erklärung.

Deutschland ist nach Aussage Liashkos im Sozial- und Gesundheitsbereich – wie auch bei militärischen Hilfs­lieferungen – der zweitgrößte Unterstützer der Ukraine. 70 Prozent der Hilfen würden über die US-Behörde USAID geliefert, der Rest aus der EU, wobei Deutschland mit Abstand der Spitzenreiter sei.

Insgesamt habe die Bundesregierung der Ukraine seit Februar 2022 rund 28 Milliarden Euro an Hilfen zu­kommen lassen, auch für das Gesundheitswesen, erklärte Lauterbach. Hierzulande seien bereits mehr als 1.000 Schwerverletzte aus der Ukraine behandelt worden, Polen folge auf dem zweiten Platz mit 400 Be­handelten.

„Deutschland nimmt mehr Schwerverletzte auf als jedes andere Land“, sagte Lauterbach. Vor allem in der Berliner Charité, der BG Klinik Ludwigshafen und der Unfallklinik Marzahn würden Opfer des russischen Angriffskrieges behandelt.

„Wir setzen hier unsere absoluten Spitzeneinrichtungen ein, um die Verletzten zu versorgen“, erklärte er. Außerdem seien insgesamt rund drei Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer mit deutscher Hilfe medizinisch unterstützt worden.

Hinzu käme die Unterstützung vor Ort. „Allein das Bundesgesundheitsministerium hat medizinische Ausrüs­tung geliefert, Ausbildung zur Behandlung von Verbrennungswunden organisiert, hybride Ausbildungszentren finanziert sowie die Produktion von Podcasts und E-Learning-Angeboten unterstützt, um nur einige Maßnah­men zu nennen“, erklärte er am Vormittag auf einer Konferenz zur Ukrainehilfe im Gesundheitssektor.

Doch Bedarf der Ukraine nach weiteren Hilfen ist enorm, hatte Liashko ebendort ausgeführt: Bisher seien 1.600 Krankenhäuser und sonstige Gesundheitseinrichtungen beschädigt, 195 davon komplett zerstört worden.

133 Ärztinnen und Ärzte hätten ihr Leben verloren. „Jeder fünfte Krankenwagen in der Ukraine wurde von den Russen entweder gestohlen oder zerstört“, betonte er. Der finanzielle Schaden im Gesundheitswesen belaufe sich auf rund sieben Milliarden US-Dollar.

„Die medizinischen Bedürfnisse sind umfangreich und reichen von der Notfall- über die Grund- bis zur Inten­siv­versorgung bis zur Entbindungshilfe und pädiatrischen Versorgung“, erklärte Lauterbach bei der Konferenz. „Die Liste geht weiter und es ist nahezu unmöglich, da Prioritäten zu setzen.“

Künftig solle außerdem die psychische Gesundheitsversorgung, speziell von Kindern und Heranwachsenden, größeren Raum einnehmen. Die ukrainische Regierung habe diesem Thema in ihrer Gesundheitsstrategie eine Priorität eingeräumt.

„Die Tatsache, dass dieses Thema inmitten des andauernden Konflikts adressiert wird, ist ein Beleg für die Entschlossenheit, dass dieser Krieg nicht eine ganze Generation definieren soll“, unterstrich Lauterbach. Ent­sprechend sei einer der Schwerpunkte der neuen Vereinbarung, den Austausch von Fachleiten in der psycho­sozialen Betreuung zu fördern.

Unter Leitung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) soll zu­dem ein Kliniknetzwerk aus 30 deutschen und 50 ukrainischen Krankenhäusern sowie medizinischen Ein­richtungen aufbauen.

Dabei gehen die Pläne über akute Hilfsangebote hinaus. Neben dem Austausch im Rahmen von Schulungs­maßnahmen soll der Kontakt zwischen nationalen Gesundheitsbehörden, Stiftungen und Gesundheitsein­richtungen gefördert werden.

Zudem soll ein Wissensaustausch zu Organisationstrukturen und Reformen im Gesundheitswesen verstetigt und der Ukraine so geholfen werden, ihr Gesundheitswesen für die Zukunft neu aufzustellen. „Das sind Schritte der Ukraine in die EU“, betonte Lauterbach. Ein gutes Gesundheitswesen sei eine der Voraussetzungen für die Beitrittsperspektive des Landes.

lau

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