Schwerverletzte aus der Ukraine: Behandlungskosten für Kliniken müssen ausgeglichen werden

Berlin – Seit Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine behandeln Kliniken in Deutschland auf Veranlassung des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) schwerverletzte Patienten aus der Ukraine. Doch die aufwendige Versorgung dieser Patienten ist für die Kliniken und Rehakliniken regelhaft nicht kostendeckend. Das ergab eine aktuelle Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) unter den an der Behandlung beteiligten TraumaZentren der Initiative TraumaNetzwerk DGU.
„Wir behandeln die kriegsverwundeten Soldaten lange Zeit im Krankenhaus und anschließend in der Reha. Es entstehen hohe Behandlungskosten, die die Kliniken oft nicht erstattet bekommen. Wir fordern die Politik auf, nach Lösungen für ein alternatives Vergütungssystem zu suchen“, sagte heute Steffen Ruchholtz, Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Orthopädie und Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Gießen und stellvertretender Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU).
Ansonsten bestehe die Gefahr, dass die Behandlung neu ankommender Patienten aus der Ukraine schon in Kürze nicht mehr gewährleistet werden kann, warnte Ruchholtz.
In der DGU-Umfrage unter den an der Behandlung beteiligten TraumaZentren gaben 74 Prozent der Kliniken an, dass die Behandlung nicht kostendeckend sei. Der Grund läge darin, dass das System der diagnosebezogenen Fallgruppen (DRG) die sehr aufwändige und langwierige Behandlung der Kriegsverletzungen dieser Patienten nicht mit ihren Kosten abbildet.
„Neben der Behandlungsdauer sind es vor allem die Infektionen mit multiresistenten Keimen und die mehrfachen Operationen, die die Therapie sehr kostenintensiv machen“, erläuterte Matthias Münzberg, Geschäftsführer Medizin der BG Unfallklinik Frankfurt am Main und einer der Initiatoren der Umfrage.
Eine weiteres Problem stellt für 90 Prozent der Kliniken laut der Umfrage die Weiterverlegung in Reha-Einrichtungen nach Abschluss der unfallchirurgischen Akut-Versorgung dar.
Vertreter der DGOU schlagen deshalb ein alternatives Vergütungssystem vor, welches die hohen Behandlungskosten dieser Patienten abdeckt – so könne die Unterstützung der medizinischen Versorgung von Kriegsverletzten und Zivilisten aus der Ukraine aufrechterhalten werden.
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