Ärzteschaft

DGE warnt vor Internettrend: Cortisol-Detox nicht geboten

  • Mittwoch, 12. März 2025
/Tatyana, stock.adobe.com
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Baden-Baden – Unter den Hashtags Cortisol-Detox und Cortisol-Face werben einige Influencerinnen und Influencer in sozialen Netzwerken dafür, das Hormon Cortisol zur Stressregulation zu reduzieren. Fachleute der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) haben gestern bei einer Pressekonferenz im Vorfeld des Deutschen Kongresses für Endokrinologie vor dem Trend gewarnt.

„Dieser Trend ist gefährlich, weil er völlig verkennt, dass es sich bei Cortisol um ein lebensnotwendiges Hormon handelt, das den Körper überhaupt erst leistungsfähig macht und bei allen Menschen in einer tageszeitlichen Rhythmik und bedarfsgerecht gebildet wird“, erläuterte Birgit Harbeck, Mediensprecherin der DGE vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE).

Influencerinnen und Influencer raten zur Cortisolentgiftung, weil eine Senkung des Stresshormons etwa gut gegen Bauchfett, Müdigkeit, Haarausfall, vorzeitige Hautalterung und Konzentrationsstörungen sei. Ihr Tipp: Bewegung, Entspannung, Sport und gesunde Ernährung.

Das seien natürlich alles Verhaltensmaßnahmen, die einen gesunden Lebensstil fördern und potenziell Cortisol senken und Stress abbauen können, sagte Harbeck. „Aber eine Entgiftung von einem überlebenswichtigen Hormon ist nicht möglich und auch nicht das, was wir wollen“, betonte die Endokrinologin.

Cortisol mache den Körper leistungsfähig, um den Alltag zu bewältigen, so Harbeck weiter. Im Normalfall reguliere der Körper den Cortisolspiegel automatisch. Morgens ist der Spiegel höher, gegen Mitternacht sehr niedrig; durch Stressreize entstehen zusätzliche Cortisolpeaks. Normale Cortisolspiegel bewegen sich zwischen 6 und 20 µg/dl.

Selbsttest nicht valide und ungenau

In den sozialen Medien werben Influencerinnen und Influencer auch für kostenpflichtige Tests, um den eigenen Cortisolspiegel festzustellen. Diese Tests seien „nicht valide, ungenau und irreführend und führen dazu, dass wir verängstigte Patientinnen und Patienten in den Praxen sehen, die glauben, dass sie einen Überschuss haben“, kritisierte Harbeck. Würden etwa äußere Bedingungen wie die Tageszeit nicht beachtet, seien die erhaltenen Testergebnisse nicht ausreichend verwertbar.

„Die alltägliche Stressbelastung ist naturgemäß mit normalen Schwankungen des Cortisolspiegels verbunden“, erklärte die Medizinerin. Diese gingen normalerweise nicht mit den typischen Folgen einer krankhaften Ausschüttung von Cortisol im Sinne eines Cushing-Syndroms einher. Dies entsteht am häufigsten als Folge einer systemischen Cortisontherapie wegen einer entzündlichen Erkrankung. Menschen mit einem dauerhaft zu hohen Cortisolspiegel können eine Stammfettsucht entwickeln und in der Folge ein rundes Gesicht mit Wangenfülle, was Influencerinnen und Influencer als Cortisolface bezeichnen.

Harbeck erklärte, wer wirklich befürchte, zu viel Cortisol zu produzieren, solle sich an die Hausärztin oder den Hausarzt wenden. Diese würden dann gegebenenfalls zu einem Endokrinologen überweisen.

kna/gie

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