Diakonie warnt vor wachsender Zahl suchtkranker alter Menschen
Hannover – Oft ist es ein Cocktail aus verordneten Medikamenten und Alkohol. Eine wachsende Zahl alter Menschen hat nach Einschätzung der Diakonie in Niedersachsen ein Suchtproblem. In drei Regionen des Landes gibt es bereits ein Modellprojekt, das versucht, gegenzusteuern. Nun will die Diakonie das Projekt landesweit ausdehnen, sagte Diakoniedirektor Christoph Künkel heute in Hannover.
Bei dem zweijährigen Projekt in stationären und ambulanten Altenpflegeeinrichtungen im Raum Osnabrück, Celle sowie Diepholz/Sulingen übte das Pflegepersonal, eine Suchtproblematik bei Ärzten, Angehörigen und Betroffenen anzusprechen. Außerdem wurden die Medikamentenpläne regelmäßig überprüft, denn eine körperliche Abhängigkeit kann schon nach einigen Wochen entstehen. Am Ende konnten etliche Pillen schlicht abgesetzt werden. Auch wurde das Personal selber zurückhaltender beim Verabreichen von Medizin, die die Ärzte für den Bedarfsfall verschrieben hatten.
Da Sucht im Alter meist hinter verschlossenen Türen stattfindet, wird das Ausmaß oft unterschätzt. Ausfallerscheinungen älterer Menschen wie Stürze, Schwindel oder Verwirrtheit werden außerdem leicht dem Alter zugeschrieben und nicht mit einem problematischen Konsum von Alkohol oder Medikamenten in Verbindung gebracht.
Nach einer Studie des Bundesgesundheitsministeriums zeigen etwa 15 Prozent der Menschen, die von ambulanten Pflegediensten oder in stationären Altenheimen betreut werden, einen problematischen Alkohol- oder Medikamentenkonsum. Grundsätzlich vertragen ältere Menschen Alkohol schlechter als jüngere, vielfach gibt es Wechselwirkungen mit verordneten Medikamenten.
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