Vom Arztdasein in Amerika

Die kanadische Facharztprüfung – Format & Inhalt

  • Freitag, 23. Oktober 2020

In vergangenen Texten hatte ich schon diverse Aspekte meiner kanadischen Facharzt­prüfung für Innere Medizin geschildert. Ich habe die Prüfung am 29. und 30. September, 2020 nicht in einem Testzentrum sondern online abgelegt – ich saß in meiner Küche in Sachsen.

Die Vorbereitungszeit war, je nach Interpretation, drei Jahre oder zwei Monate – deshalb drei Jahre, weil ich trotz ursprünglicher Anmeldung im Jahr 2017 die Prüfung immer wieder auf das folgende Jahr verschob und deshalb zwei Monate, weil ich zwei Monate lang recht intensiv mich auf die Prüfung vorbereitete.

Dafür arbeitete ich ein knapp tausendseitiges internistisches Lehrbuch der Mayo-Klinik durch und beantwortete etwa 2.000 Übungsfragen zu Themen der Inneren Medizin. In den Probeprüfungen hatte ich im Regelfall etwas über 70 % der Fragen richtig, was laut dem Übungsprogramm ein sehr guter Wert war, mich aber deshalb etwas nervös machte, weil ich laut kanadischer Behörde 70 % aller Prüfungsfragen richtig beantworten musste um die Facharztprüfung zu bestehen.

Das Bestehen war alleine schon deshalb für mich wichtig, weil die Anmeldung für die Prüfung mich insgesamt etwa 2.000 kanadische Dollar gekostet hatte, also in etwa 1.500 Euro – ein ansehnlicher Batzen Geld, den ich nicht einfach so in den Sand setzen wollte.

Am ersten Prüfungstag am 29. September ging es, nach anfänglichen EDV-Problemen, mit leichter Verspätung los. Mich erwarteten an beiden Prüfungstagen etwas mehr als 100 Fragen – es waren 104 Fragen am ersten und 103 Fragen am zweiten Prüfungstag. Zur Beantwortung hatte ich jeden Tag drei Stunden Zeit, also knapp zwei Minuten pro Frage.

Das Themenspektrum war, passend zum Fachgebiet, sehr breit gefächert, und es wurden Notfälle und Intensivstationsthemen genauso abgefragt, wie Routinefälle aus dem statio­nären und ambulanten Alltag. Aber auch einige Fragen zu kanadischen Leitlinien wurden gestellt, wie auch Grundlagen der Statistik und Ethik abgefragt. Diese Themenfelder entsprachen damit weitestgehend jenen, wie ich sie von amerikanischen, aber auch deutschen Prüfungen her kannte.

Doch einige Unterschiede gab es trotzdem: Man konnte beispielsweise die Prüfung entweder auf Englisch oder Französisch schreiben und zwischendrin die Sprache ändern – ich wechselte einige Male zwischen den Sprachen, blieb aber am Ende beim mir eindeutig leichter fallenden Englisch. Außerdem war ich mittlerweile so sehr die amerikanischen Maßeinheiten gewohnt, dass es mir etwas schwerfiel den Blutzuckerspiegel statt in mg/dl eben in metrischen Einheiten zu sehen, wie das auch beim Kalzium- oder Magnesium­spiegel für mich ungewohnt war.

Genauso konnte ich nicht jede als Beispiel aufgezählte Region oder Stadt Kanadas geogra­fisch zuordnen – aber das war auch nicht wirklich für die Beantwortung der Frage wichtig, wo die Stadt Hamilton oder die Provinz Nova Scotia nun genau liegen.

Inhaltlich waren die insgesamt 207 Fragen allesamt zu lösen, und auch die Zeit schien mehr als ausreichend. Manchmal wurde eine eher kurze Frage nach beispielsweise der schwer­wie­gendsten Nebenwirkung eines bestimmten Medikamentes gestellt, andere Male wurden längere Textpassagen mit einem Patientenbeispiel und diversen Laborwerten vorgestellt.

Am Anschluss hieran wurde dann nach dem nächsten Schritt gefragt, sei es welcher diagnostischer Test anzuordnen sei, nach der Diagnose oder eben der Behandlung. Zur Auswahl standen jeweils mehrere Antworten, von denen man die am besten zutreffende auszuwählen hatte.

Also eben eine typische medizinische Prüfung, wie die meisten Mediziner sie kennen. Einige Fragen waren schwierig, aber der Großteil konnte problemlos beantwortet und im Regelfall selbst bei schwierigen Fragen die Auswahl auf zwei Antworten reduziert werden. Nach etwa zwei Stunden war ich an jedem der Prüfungstage fertig und nutzte dann nochmals etwa eine halbe bis Dreiviertelstunde zur Überprüfung von mir markierter Fragen.

Ich gab an jedem der Tage vor Ablauf der Zeit ab, wobei „abgeben“ deshalb nicht richtig ist, weil ich mich aus der Onlineprüfung ausloggte und die mich überwachende Person dann noch einige abschließende Fragen mit mir klärte ehe ich dann aufstehen durfte.

Und so habe ich nun die Prüfung geschrieben und eingereicht. Spätestens im November werde ich erfahren, ob ich bestanden habe. Aktuell habe ich noch keine konkreten Pläne in Kanada zu praktizieren, aber sollte ich bestanden haben, dann beginne ich mich nach Arbeitsmöglichkeiten umzuschauen. Ich bitte also um Daumen drücken, dass es geklappt hat.

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