Digitalisierung des Gesundheitswesens auch in Großbritannien schwierig

London – Kritik und Enttäuschung bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen ist nicht allein ein deutsches Problem: Eine „Failing IT infrastructure“ in Großbritannien kritisieren Experten in einem Editorial der neuen Ausgabe des British Medical Journal (BMJ 2022; DOI: 10.1136/bmj-2022-073166).
Laut dem Beitrag schätzt die British Medical Association, dass ein erheblicher Anteil (27 %) der Mediziner im National Health Service (NHS) mehr als 4 Stunden pro Woche durch ineffiziente IT-Systeme verlieren.
Es bestehe eine wachsende Diskrepanz zwischen den Botschaften der Regierung, die eine digitale Zukunft des Gesundheitswesens einschließlich künstlicher Intelligenz propagiere, und der gelebten Erfahrung des Klinikpersonals, das täglich mit ständigen IT-Problemen zu kämpfen habe.
„Die digitale Zukunft wird sich nicht verwirklichen lassen, wenn wir uns nicht intensiver mit der bröckelnden IT-Infrastruktur und schlechten Nutzererfahrungen befassen“, schreiben Joe Zhang vom Imperial College London und seine Kollegen in dem BMJ-Editorial.
Sie argumentieren, dass Investitionen in die IT-Infrastruktur einschließlich Computern, Servern und Netzwerken selten Priorität hätten und leicht als Kosten betrachtet würden, die niedrig bleiben sollten, statt als Investitionen, welche die Produktivität steigerten.
„Doch die Folgen sind erheblich“, schreiben sie. Eine Umfrage unter NHS-Klinikern zeige, dass die Erfahrungen der Nutzer mit elektronischen Gesundheitsakten im Allgemeinen schlecht seien, was auf eine unzuverlässige, langsame IT zurückzuführen sei.
Sie fordern, bei der Umgestaltung und dem Ausbau der IT-Infrastruktur die Anwender in der Klinik systematisch und transparent einzubeziehen. „Wir dürfen Probleme mit der IT-Infrastruktur nicht als normal hinnehmen“, betonen die BMJ-Autoren – zumal, weil schlecht funktionierende IT-Systeme auch die Patientenversorgung beeinträchtigten.
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