Digitalisierung im Gesundheitswesen kritisch begleiten

München – Gegen den Vorwurf, die Ärzteschaft habe die Digitalisierung im Gesundheitswesen „verschlafen“, wehrt sich der Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), Max Kaplan, im Bayerischen Ärzteblatt. Ärzte hätten die digitale Medizin wohlbegründet lange ignoriert und befänden sich heute im Wettstreit mit Global Playern, Start-ups und Anbietern von Gesundheits-Apps, so Kaplan. Nun käme es darauf an, die Technologien im Gesundheitswesen kritisch zu begleiten, mitzusteuern und mitzugestalten, „wollen wir nicht schon bald auf der Standspur der globalen Datenautobahn landen“, so der bayerische Ärztepräsident.
Die flächendeckende Einführung des elektronischen Arztausweises, eine Klarstellung über die berufsrechtlichen Pflichten durch die Berufsordnung und entsprechende Fortbildungsangebote schafften Rahmenbedingungen für Ärzte, schreibt Kaplan. „Jetzt haben wir noch die Möglichkeit, zu gestalten und das Feld nicht den großen Konzernen zu überlassen. Denn dann würden wir sehr schnell nur noch zu Figuren, die zu funktionieren haben“, warnte der bayerische Ärztepräsident.
Einen radikalen Umbruch und Rollenwandel im Gesundheitswesen aufgrund der Digitalisierung erwartet auch die Unternehmensberatung Roland Berger. Die gesamte Versorgung werde durch digitale Werkzeuge und Interaktionen verändert, „mit entsprechenden Folgen für Geschäftsmodelle und Marktanteile“, erklärte das Beratungsunternehmen nach einem Treffen mit Start-ups aus dem Gesundheitsbereich im Juni in Berlin.
Für ein bedächtiges Vorgehen bei der Umsetzung digitaler Lösungen im Gesundheitswesen tritt dagegen René Salamon vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie ein. Zum Beispiel hinke das Gesundheitswesen bei der Anwendung von Apps nicht hinterher, sondern sei sogar zu schnell damit, diese neue Technik zu adaptieren. „Schließlich handelt es sich bei den IT-Strukturen im Gesundheitswesen um kritische Infrastrukturen, deren Ausfall großen Schaden anrichten kann“, sagte er auf einer Expertentagung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) Anfang Juni in Bonn.
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