Digitalisierung kommt langsam in der Versorgung an

Berlin – Die Digitalisierung des Gesundheitswesens sorgt mittlerweile für erste Entlastungen in der Versorgung. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Innovationspanel des Bundesverbands Managed Care (BMC). Insbesondere die Interaktion zwischen Leistungserbringern und Patienten profitiere stark.
„Die digitale Transformation geht an den Kern der Gesundheitsversorgung, nämlich die Interaktion zwischen Patient und Leistungserbringer“, erklärte der BMC-Vorstandsvorsitzende, Lutz Hager, bei der Vorstellung des Panels. Die Zahlen waren im Sommer mittels 569 Befragungen von Expertinnen und Experten im Gesundheitswesen erhoben worden.
Ihnen zufolge kommen die Potenziale von Digital Health langsam in der Versorgung an: So gaben 22 Prozent der Befragten im ambulanten Bereich an, bereits etwas oder viel Entlastung für Versorgende durch digitale Anwendungen zu spüren. Im stationären Bereich war der Wert mit 37 Prozent noch höher.
„Die Gretchenfrage der Digitalisierung im Gesundheitswesen ist: Bringt sie eine Entlastung?“, sagte Hager. „Die Kipppunkte der Entlastung sind zwar noch nicht erreicht, aber es gibt bereits eine Gruppe derer, die Entlastungen feststellen.“
Das sei eine positive Botschaft und solle Ansporn für die Politik sein, zügig weitere Schritte folgen zu lassen. Denn nach Aussage der befragten Experten zeigt die jetzige Bundesregierung beim Thema Digital Health weniger Schubkraft als ihre Vorgängerin.
Nur 46 Prozent der Befragten befanden, digitale Versorgungsangebote würden durch die politische Gesetzgebung schneller etabliert. Im Vorjahr waren es noch 79 Prozent. „Wir warten nun auf die Digitalisierungsstrategie der Bundesregierung und hoffen auf starkes politisches Leadership“, sagte Hager. Die Ergebnisse des Panels würden eine klare Erwartungshaltung an die Bundesregierung belegen, nicht nachzulassen.
Denn digitale Anwendungen könnten potenziell helfen, einige der größten Schwierigkeiten des Versorgungsalltags zu lindern. So glauben 79 Prozent der Befragten, dass durch Digital Health der Bürokratieaufwand für Versorgende verringert werden kann.
Auch eine Zeitersparnis sei in vielen Bereichen möglich: So gaben 91 Prozent der Befragten an, dass das durch strukturierten Datenaustausch erreicht werden könne, 86 Prozent erwarten das von digitaler Dokumentation und jeweils 78 Prozent durch digitales Monitoring und digitale Medikationsplanung.
Dabei erwarten die allermeisten Experten kurzfristig eine Kostensteigerung durch die Investitionen zur Einführung neuer Anwendungen. Langfristig zeichnen sich aber Effizienzeffekte ab, sodass die Mehrheit eher von einer langfristigen Kostensenkung ausgeht.
Relative Einhelligkeit herrscht weiterhin auch bei der Problemanalyse: So gaben 94 Prozent an, dass benutzerfreundlichere Anwendungen benötigt würden, um dem Thema Digital Health bei Patienten und Versorgenden zum Durchbruch zu verhelfen.
Wichtig ist dabei auch die öffentliche Kommunikation: 88 Prozent der Befragten sehen sie als wichtig an, damit Patienten Digital-Health-Produkte nutzen. Fast genauso viele, 86 Prozent, sehen diesen Punkt auch als wichtig für die Versorgenden an.
79 Prozent der Befragten widersprechen darüber hinaus dem Bundesdatenschutzbeauftragten, der vor allem die mangelhafte Umsetzung für die häufigen Rückschläge bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens verantwortlich macht. Sie sehen vielmehr zu hohe Anforderungen an Datenschutz und Administration als einen Hauptgrund.
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