Ärzteschaft

Digitalisierung: Mehr Frust als Lust in den Praxen

  • Freitag, 28. August 2020
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Berlin – Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat einen neuen Kurs in der Digi­talisierungspolitik angemahnt. „Wir haben ein Grundproblem bei der Ausstattung der Te­lematikinfrastruktur (TI) oder der Digitalisierung in den Praxen“, sagte Vorstands­mitglied Thomas Kriedel in einem Videointerview.

So wie es jetzt laufe, könne es nicht weitergehen. „Die Ärzte sollen Geld in neue Technik investieren, die teilweise nicht da ist und für die es noch keine sinnvollen Anwendungen gibt. Und das alles bei viel zu kurzen Fristen“, sagte Kriedel. Die KBV fordert deshalb vom Gesetzgeber, die Digitalisierung in einem Maße voranzutreiben, das die Praxen nicht über­fordert.

Das heißt aus Kriedels Sicht: „Die Fristen müssen so gesteuert werden, dass auch die Industrie in der Lage ist, nachzukommen, alle Komponenten zu liefern. Die Leistungen müssen komplett finanziert werden und es müssen möglichst schnell auch sinnvolle Anwendungen kommen, die dem Arzt in der Versorgung und der Praxisorganisation Hilfestellung bieten.“

Dann würde die Akzeptanz für die Digitalisierung in der Ärzteschaft auch wieder steigen. Denn grundsätzlich wollten Ärzte und Psychotherapeuten digitale Anwendungen nutzen und hätten sie gerade in der Coronazeit als sinnvoll im Praxisalltag wahrgenommen, sagte er.

Warum die Stimmung in der Ärzteschaft aktuell so schlecht sei, lasse sich leicht fest­ma­chen. Vor allem die Kosten im Zusammenhang mit der Einführung der TI sieht Kriedel als ein besonders gravierendes Problem an, das bei den Ärzten berechtigter Weise zu Frust führe.

Es gebe zwar die Finanzierungsvereinbarung von KBV und Krankenkassen. Nur würden die Preise, die die Industrie aufruft, in vielen Fällen von den vereinbarten und an die Pra­xen ausgezahlten Beträge abweichen. Dadurch blieben eine Menge Kosten beim Arzt hängen.

Die Erwartung sei zurecht, dass das bezahlt werde, und zwar komplett, hob Kriedel her­vor. Die KBV ist deshalb an die Krankenkassen herangetreten mit dem Ziel, die Finanzie­rung anzupassen. Der GKV-Spitzenverband lehnte die Forderung ab. Kriedel: „Die Ver­handlungen sind gescheitert. Jetzt muss das Schiedsamt entscheiden.“

hil/sb

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