Diskussion um die „Pille danach“ geht weiter
Berlin – Zwei Anträge der Grünen- und der Linksfraktion im Bundestag (Drucksachen-Nummern 18/492 und 18/1617) gaben gestern vor dem Gesundheitsausschuss Anlass, den Streit um die sogenannte Pille danach erneut zu beleben. Die Oppositionsparteien fordern in ihren Anträgen erneut, dass der in der „Pille danach“ enthaltene Wirkstoff Levonorgestrel rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sein soll. Politisch brisant macht dieses Thema, dass auch die SPD diese Meinung teilt. Die Union hingegen will an der Rezeptpflicht von Levonorgestrel festhalten.
Diese Ansicht vertreten auch der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) und die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG). Die „Pille danach“ sei gefährlich, weil sie nicht für alle Frauen verwendbar sei, sagte der Präsident des BVF, Christian Albring, gestern in einer Anhörung vor dem Gesundheitsausschuss. Ab einem Gewicht von 75 Kilogramm sei die Wirksamkeit nicht mehr gegeben. Dies betreffe 34 Prozent aller deutschen Frauen zwischen 18 und 45 Jahren. Würde Levonorgestrel aus der Rezeptpflicht entlassen, würden sich die Frauen auf dessen Wirksamkeit verlassen und dabei schwer getäuscht.
Christoph Baumgärtel von der staatlichen Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit berichtete hingegen von den guten Erfahrungen, die man mit der Freigabe der „Pille danach“ gemacht habe. „Sämtliche Befürchtungen, die wir hatten, haben sich nicht bewahrheitet“, sagte Baumgärtel. So sei weder ein sorgloser Umgang mit der „Pille danach“ zu verzeichnen gewesen noch seien besorgniserregende Nebenwirkungen gesehen worden. Nach der Freigabe sei die Abgabezahl pro Quartal von 20.000 Einheiten auf 30.000 Einheiten gestiegen. Dies könne nicht als sorgloser Umgang interpretiert werden.
In ihrem Antrag verweisen die Grünen darauf, dass sich auch der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) für die rezeptfreie Abgabe von Levonorgestrel ausgesprochen habe. Es gebe keine sachlichen Gründe, die rezeptfreie Abgabe der „Pille danach“ abzulehnen. Die Linken schreiben zudem, dass „in der weit überwiegenden Anzahl der europäischen Länder“ Levonorgestrel rezeptfrei und komplikationslos in Apotheken gekauft werden könne.
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will jedoch an der Rezeptpflicht festhalten. Dies befürwortet auch die Bundesärztekammer (BÄK). Die betroffenen Frauen bräuchten Beratung durch einen Facharzt, hatte BÄK-Präsident Frank Ulrich Montgomery bereits Anfang des Jahres erklärt. Eine Apotheke könne das nicht in gleicher Form gewährleisten.
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