Ärzteschaft

Drängen auf Nachbesserungen bei der Schlaganfall­versorgung

  • Donnerstag, 19. September 2024
/sudok1, stock.adobe.com
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Berlin – Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) und die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) fordern dringend Nachbesserungen im Entwurf für die geplante Krankenhaus­reform. Der Grund: Laut aktuellem Gesetzentwurf sollen Schlaganfallpatienten künftig nur noch in neurologischen Spezialkliniken behandelt werden dürfen, die jedoch nicht überall flächendeckend zur Verfügung stehen.

Die daher seit Jahrzehnten etablierte telemedizinische Unterstützung wohnortnaher Kliniken ist im aktuellen Entwurf nicht mehr vorgesehen. „Wird das Krankenhausversorgungs­verbesserungsgesetz (KHVVG) wie derzeit geplant verabschiedet, wird die Schlaganfallversorgung auf dem Land zusammenbrechen“, warnt der erste Vor­sitzender der DSG, Stefan Schwab. „Wir brauchen weiterhin Telestroke-Units. Unbedingt“, betonte auch Peter Berlit, Generalsekretär der DGN.

Beide Fachgesellschaften warnen, dass sich ausgerechnet bei der Volkskrankheit Schlaganfall mit ihren zeit­kritischen Therapien zur Wiederherstellung der Hirndurchblutung durch die Zentralisierungspläne der Bundes­regierung eine große Versorgungslücke ergebe.

„Sie können einen Schlaganfallpatienten nicht erst zwei Stunden mit dem Krankenwagen in die Spezialklinik fahren“, erklärte Heinrich Audebert, Vorsitzender der Kommission Telemedizinsche Schlaganfallversorgung der DSG. Deutschland habe deshalb in den vergangenen Jahrzehnten viele zertifizierte Schlaganfallspezialstationen aufgebaut, die Stroke-Units, die innerhalb von maximal 30 Minuten für jeden Patienten erreichbar sein sollten.

Seien die Stroke-Units in strukturschwachen Regionen aber zu weit entfernt gelegen, wurden ergänzend Kran­kenhäuser mit einer Telestroke-Unit eingerichtet.

„Hier holen sich dann die Ärzte vor Ort durch telemedizinische Konsile die spezifische Behandlungsexpertise von zugeschalteten Neurologen. Die spezialisierte Behandlung wird lokal durch ein Schlaganfallteam sicher­gestellt und nur Patienten, die eine Operation oder eine Katheterbehandlung brauchen, werden weiterverlegt“, berichtet Audebert, stellvertretender Direktor der Klinik für Neurologie der Charité Berlin.

30.000 Schlaganfallpatienten werden laut der DSG so pro Jahr in Deutschland vor allem in ländlichen Regionen in Telestroke-Units behandelt. Studien weisen laut Fachgesellschaft eindeutig nach, dass Schlaganfallpatienten von der Behandlung in Telestroke-Units profitieren. Es sei daher nicht nachvollziehbar, dass diese Struktur im Gesetzentwurf nicht vorgesehen sei. „Diese Netzwerke zu verlieren, wäre eine Katastrophe“, sagte Berlit.

hil

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