Ausland

Drama um Hilfskonvois in Gaza: lückenlose Aufklärung verlangt

  • Freitag, 1. März 2024
Palästinenser, die bei dem gestrigen israelischen Angriff verwundet wurden, während sie am Strand von Gaza-Stadt auf humanitäre Hilfe warteten, werden im Shifa-Krankenhaus behandelt. /picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Mahmoud Essa
Palästinenser, die bei dem gestrigen israelischen Angriff verwundet wurden, während sie am Strand von Gaza-Stadt auf humanitäre Hilfe warteten, werden im Shifa-Krankenhaus behandelt. /picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Mahmoud Essa

Berlin – Die Ereignisse am gestrigen Donnerstag, bei denen nach Angaben der im Gazastreifen herrschenden radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas 112 Menschen getötet worden sein sollen, hat interna­tional für Entsetzen gesorgt. Gefordert wird eine vollständige Aufklärung der Vorgänge.

Nach Angaben der israelischen Armee war es in der Stadt Gaza zu einem „Gedränge“ gekommen, als tausende Menschen sich um einen Konvoi von 38 Hilfstransportern versammelten.

Dabei habe es dutzende Tote und Verletzte gegeben, von denen einige von Lastwagen überfahren worden seien. Ein Vertreter der israelischen Armee sprach von einer „begrenzten“ Zahl von Schüssen durch israelische Sol­daten, die sich „bedroht“ gefühlt hätten.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) rief Israel heute zur Aufklärung auf. „Wie es zu der Mas­sen­­­panik und den Schüssen kommen konnte, muss die israelische Armee lückenlos aufklä­ren“, erklärte Baer­bock heute im Onlinedienst X, früher Twitter. Sie forderte überdies mehr Lieferungen von humanitärer Hilfe für den Gazastreifen sowie eine Feuerpause.

Die Menschen in dem Palästinensergebiet seien „näher am Sterben als am Leben“, erklärte die Ministerin. „Es muss mehr humanitäre Hilfe rein. Sofort.“ Notwendig sei eine humanitäre Feuerpause, damit die aus Israel in den Gazastreifen verschleppten Geiseln freikämen, „nicht noch mehr Menschen in Gaza sterben“ und „Hilfe sicher verteilt werden“ könne.

Auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat sich erschüttert gezeigt. „Ich bin entsetzt über die Nachricht von einem weiteren Blutbad unter der Zivilbevölkerung in Gaza, die verzweifelt auf humanitäre Hilfe wartet“, schrieb Borrell am später Abend auf der Plattform X (vormals Twitter). Diese Todesfälle seien „völlig inakzep­tabel“. Den Menschen die Nahrungsmittelhilfe vorzuenthalten, sei ein schwerer Verstoß gegen das humani­täre Völkerrecht. Eine ausdrückliche Schuldzuweisung nahm Borrell in dem Beitrag nicht vor.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sich dagegen auf der Plattform X empört über die Bilder gezeigt, „die uns aus Gaza erreichen, wo Zivilisten von israelischen Soldaten ins Visier genommen wurden“. Ein israeli­scher Armeesprecher sagte zu dem Vorfall: „Es gab keinen Angriff des israelischen Militärs auf den Hilfskon­voi.“

Auch die USA forderten von Israel „Antworten“ sowie eine Gewährleistung von sicheren Hilfslieferungen. „Wir benötigen dringend zusätzliche Informationen darüber, was genau geschehen ist“, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, vor Journalisten in Washington.

Die US-Regierung stehe seit gestern Abend mit der israelischen Regierung in Kontakt und sei über die laufen­den Ermittlungen informiert. „Wir werden diese Untersuchung genau beobachten und auf Antworten dringen“, sagte Miller.

Der Krieg war durch den Großangriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst worden. Hunderte Hamaskämpfer verübten Gräueltaten vorwiegend an Zivilisten und töteten nach israelischen An­gaben etwa 1.160 Menschen und verschleppten und verschleppten rund 250 Geiseln in den Gazastreifen.

Israelischen Angaben zufolge hält die Hamas noch 130 Geiseln im Gazastreifen fest, 31 von ihnen sollen allerdings inzwischen tot sein. Als Reaktion auf den Hamas-Angriff geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor, erklärtes Ziel ist die Zerstörung der Hamas. Auf Seiten der Palästinenser sollen mittlerweile mehr als 30.000 Menschen getötet worden sein. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

dpa/kna/afp

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