Politik

Drogenbeauftragte sieht Suchtkranke wegen Coronakrise in Gefahr

  • Montag, 30. März 2020
/Paul Paladin, stock.adobe.com
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Berlin – Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig (CSU), hat vor den Auswirkungen der Coronakrise auf suchtkranke Menschen gewarnt. „Unbegleiteter Entzug muss verhindert werden“, sagte sie der Welt. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass ­­­­­­­­­„Be­troffe­ne wahllos zu Substanzen greifen, die eine akute Lebensgefahr mit sich bringen.“ Entsprechende Befürchtungen hatten zuvor auch Einrichtungen der Drogen- und Sucht­hilfe geäußert.

Die Versorgung mit Substitutionsmedikamenten wie Methadon müsse gesichert bleiben, betonte Ludwig. Stabilen Patienten sollen künftig Rezepte für einen längeren Zeitraum über wenige Tage hinaus ermöglicht werden. Aus dem Bundesgesundheitsministerium hieß es dazu auf Anfrage der Zeitung, die Substitutionsbehandlung sei bei der Corona-Strategie „im Blick“.

Viele Einrichtungen der Drogen- und Suchthilfe wie Drogenkonsumräume haben ihr An­gebot aufgrund der Coronakrise eingeschränkt. „Die Gefahr, dass Menschen in risikoreiche Situationen kommen, steigt, da schnelle Hilfe dann nicht möglich ist“, sagte der Referent für Drogen und Strafvollzug bei der Deutschen Aidshife, Dirk Schäffer. Das könne einen Anstieg von Drogennotfällen und Drogentodesfällen zur Folge haben.

Ludwig betonte, Drogenkonsumräume seien „für viele tausend Menschen ein lebenswich­tiger Bezugspunkt“. In Zeiten von Corona seien sie „mehr denn je ein elementarer Be­stand­teil zum Infektionsschutz“. Suchtkranke seien durch das Virus besonders gefährdet. Ludwig: „Schließungen sind katastrophal.“

Die Hilfsorganisation Blaues Kreuz erklärte unterdessen, die Suchthilfe stehe durch die Corona-Pandemie „vor ganz neuen Herausforderungen“. Selbsthilfegruppen könnten nicht zu ihren Treffen einladen, Beratungsstellen müssten den Publikumsverkehr einstellen, Kliniken und therapeutische Einrichtungen seien zu Schutzmaßnahmen gezwungen, er­klärte das Blaue Kreuz. Künftig sollten die Telefon- und Onlineberatung verstärkt werden. Auch Gespräche im Freien seien in Notfällen denkbar.

Die Krise schaffe „ein ideales Umfeld für Suchtmittelmissbrauch“, warnte das Blaue Kreuz. Fehlende Unterstützung oder Langeweile seien beispielsweise für Spielsüchtige gefähr­lich, „die nun noch mehr als sonst vor dem Computer, Smartphone oder in den Sozialen Medien mit diffusen Angstmeldungen hängen“. Prinzipiell sei die Gefahr für Suchtkranke, in dieser Situation in alte Muster zu verfallen, „gewaltig“.

kna

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