Ärzteschaft

Drohbriefe gegen impfende Ärzte in Thüringen verschickt

  • Mittwoch, 6. Oktober 2021

Erfurt – In Thüringen haben mehrere Ärzte, die gegen COVID-19 impfen, Drohbriefe erhalten. Die Briefe einer Person aus dem Lager der Impfgegner seien seit dem vergangenen Freitag bei Medizinern einge­gangen, sagte Jörg Mertz, Leiter des Pandemiestabs der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), heute.

Auch der KV-Vorstand habe einen solchen Brief erhalten. Die Briefe seien von einer „gewissen Radikalität, die wir so nicht kennen“, sagte Mertz. Er sprach von einer Mischung aus Impfgegner- und Reichsbürger­szene, die sich aus den Briefen herauslesen lasse.

Mertz zufolge ist die Person bekannt, da sie ihren Namen und ihre Adresse in den Briefen hinterlassen habe. Die KV will rechtliche Schritte gegen sie einleiten, bei der zuständigen Staatsanwaltschaft sei Anzeige erstattet worden.

Die KV rief betroffene Ärzte in einem Newsletter auf, sich zu melden. Aus einem Schreiben der KV an Thüringens niedergelassene Mediziner geht hervor, dass die Briefe von einer Frau aus Mühlhausen ver­fasst wurden.

Diese gebe sich als souveräne Staatsbürgerin aus und unterstelle den Medizinern menschenunwürdiges und hoch korruptes Handeln, für die sie zur Verantwortung gezogen würden, so die KV. Den Betroffenen droht die Verfasserin demnach mit Haftungsklagen in Millionenhöhe. Das KV-Schreiben liegt dpa vor.

Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) verurteilte die Drohbriefe. „Das ist nicht tolerier­bar und muss konsequent geahndet werden“, wurde sie von einer Sprecherin zitiert. Der Vorsitzende des Thüringer Hausärzteverbandes, Ulf Zitterbart, zeigte sich entsetzt. „Das ist eine Katastrophe“, sagte er. „Dafür bedroht zu werden, dass wir Menschen die Impfung anbieten, ist irrational, einfach nur traurig.“

Auch die SPD-Landtagsabgeordnete Cornelia Klisch, selbst Ärztin, äußerte sich bestürzt. „Die Drohbriefe zeigen auf eine schockierende Weise die Verrohung radikaler Impfgegner“, erklärte Klisch. Der Ärzteverband Hartmannbund verurteilte die Drohbriefe in einer Mitteilung ebenfalls.

Laut Mertz sind vor allem Ärzte aus Nordthüringen betroffen. Derzeit meldeten sich noch immer betroffene Ärzte bei der KV und auch bei der Landesärztekammer.

Diese hatte sich in der vergangenen Woche in einer Resolution gegen eine zunehmende verbale und auch physische Gewalt gegen Ärzte in der Coronapandemie gewandt.

Anfang September war in Thüringen ein Impfteam in Gera von einem Mann angegriffen worden, er verletzte zwei medizinische Fachangestellte.

dpa

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