Vermischtes

Drohnen sollen außerhalb der Sichtweite fliegen

  • Montag, 9. Oktober 2017
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Horneburg – Medikamente auf eine entlegene Insel bringen, Blutkonserven von einem Krankenhaus zum anderen transportieren oder Vermisste in unwegsamen Gelände aufspüren – das wäre möglich, wenn Drohnen autonom außer Sichtweite fliegen könnten. Noch ist das Zukunftsmusik, aber ein Testprojekt erprobt das autonome Fliegen bereits.

Deutsche Flugsicherung und Deutsche Telekom arbeiten gemeinsam daran, Drohnen sicher in den Flugverkehr zu integrieren. Dafür statten sie diese mit einem eigens entwickelten Mobilfunk- und GPS-Modul aus. „Eigentlich ist das eine Art fliegendes Smartphone“, sagte Ralf Heidger von der Deutschen Flugsicherung heute in Horneburg (Kreis Stade). Dort testeten die Entwickler die neue Technik am Vortag bei einem gestellten Rettungseinsatz der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG).

Wärmebildkamera spürt Kind auf

Bei dem Test sollte eine Drohne mit einer Wärmebildkamera den Rettungskräften helfen, ein vermisstes Kind im dichten Schilf auf einer Elbinsel zu finden. Die Drohne übertrug ihre Positionsdaten an die Einsatzleitstelle, von wo aus sie gestartet worden war. „Die Drohne konnte ein Riesen-Areal für uns abarbeiten“, sagte Robert Rink von der DLRG. Mit der Wärmebildkamera spürte die Drohne das Kind auf, den Helfern auf der Insel wurden die Koordinaten aufs Tablet übermittelt. „So konnten wir recht schell die Person finden und versorgen“, erläuterte Rink.

Auch die Entwickler werteten den Test als Erfolg. „Wir haben gesehen, wie wertvoll die Technik für die Einsatzkräfte ist“, sagte Thomas Pöggel von der Telekom. Die DLRG setzt ferngesteuerte Fluggeräte bei der Suche nach Vermissten schon länger ein. Bisher seien diese ein Hilfsmittel kein Rettungsinstrument, sagt Achim Wiese von der DLRG. „Unsere Vision ist, dass Drohnen in Zukunft auch Menschen aus dem Wasser ziehen können“, erklärte er.

Deutsche Flugsicherung und Telekom wollen ihre neue Technik Stück für Stück bei anderen Anwendungen in der Praxis testen. Gerade entwickeln die Partner eine App, bei der die Nutzer neben ihrer Drohne auch andere in der Nähe herumfliegende Geräte sehen können. Das System soll außerdem anzeigen, wohin die Drohne fliegen darf und wohin nicht. Eingreifen wird es bei Verstößen aber nicht, sagt Heidger. Denn wie bei Flugzeugen soll auch bei Drohnen gelten: „Die Verantwortung liegt immer beim Piloten.“

Die möglichen kommerziellen Anwendungsgebiete von Drohnen sind zahlreich. Auch privat haben die Menschen großes Interesse an den kleinen Fluggeräten, wie sich an den Verkaufszahlen zeigt. Danach geht die Deutsche Flugsicherung davon aus, dass in Deutschland schon heute eine halbe Million Drohnen durch die Luft surren. „Bald wird die Zahl die der bemannten Flugbewegungen überschreiten“, so Pöggel. Das bedeute ein großes Gefahrenpotenzial. 14 Zwischenfälle mit Drohnen meldeten Piloten in der Umgebung großer Flughäfen im Jahr 2015. Ein Jahr später waren es schon 60. In diesem Jahr sind es nach Angaben der Deutschen Flugsicherung bereits 71.

dpa

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