Ebola: Medikamentenstudien in Afrika beginnen

Guéckédou/Monrovia – Zwei antivirale Wirkstoffe, die zur Behandlung völlig anderer Infektionen entwickelt wurden, werden derzeit von den Médecins Sans Frontières (MSF) in Afrika getestet. Eine Studie mit Favipiravir ist bereits seit Dezember an einer Klinik in Guinea im Einsatz. In Liberia soll jetzt eine weitere Studie mit Brincidofovir beginnen. Die Studien verzichten aus ethischen Gründen auf eine Vergleichsgruppe, was die Beurteilung der Wirksamkeit erschweren wird.
Das von der Firma Toyama/FujiFilm entwickelte Favipiravir ist seit August 2014 in Japan als Avigan zur Behandlung der pandemischen Influenza im Handel. Es gehört zu den RNA-Polymerase-Inhibitoren. Im letzten Jahr wurden – unter anderem von Mitarbeitern des Hamburger Bernhard-Nocht-Instituts – tierexperimentelle Studien vorgestellt, die auf eine Wirksamkeit gegen Ebola hindeuten.
Im Oktober wurde das Mittel in Frankreich bei einer Krankenschwester eingesetzt, die sich in Liberia in einer Klinik der MSF infiziert hatte. Die Frau überlebte die Erkrankung, was allerdings kein Wirkungsbeleg ist. Die MSF bieten das Mittel derzeit allen Patienten ihres Behandlungszentrums in Guéckédou/Guinea an. Eine Kontrollgruppe ist nicht vorgesehen. Erste Ergebnisse werden für das Frühjahr 2015 erwartet. Wenn Favipiravir sich als sicher und effektiv erweisen sollte, ist ein Einsatz an allen MSF-Behandlungszentren in Westafrika vorgesehen. Der Hersteller will das Mittel in ausreichender Menge zur Verfügung stellen.
Brincidofovir ist ein Prodrug des Virustatikums Cidofovir, das (in Deutschland seit 1997) zur Behandlung der Cytomegalie-Retinitis bei Aids-Patienten zugelassen ist. Der Hersteller Chimerix mit Sitz in Durham, North Carolina, strebt eine Zulassung bei Infektionen mit Cytomegalie- und Adenoviren an. In Phase-III-Studien wurden bereits mehr als 1.000 Patienten behandelt, ohne dass es zu Sicherheitsbedenken kam. Die US-Arzneibehörde FDA hat im Oktober per „vorläufiger Notfallzulassung“ den Einsatz bei Ebola-Patienten erlaubt. Brincidofovir wurde daraufhin bei mindestens zwei Patienten eingesetzt, von denen einer aber gestorben ist. Ob Brincidofovir gegen Ebola wirkt, ist offen. Die Evidenz stützt sich lediglich auf in-vitro-Experimente.
Die Universität Oxford hat jetzt den Beginn einer offenen Phase-2-Studie bekannt gegeben. Am ELWA3-Zentrum in Monrovia/Liberia sollen bis zu 140 Patienten mit bestätigter Ebolainfektion behandelt werden. Die Teilnahme ist wie in der Favipiravir-Studie freiwillig. Die Patienten sollen selbst bestimmen, ob sie das Mittel versuchen wollen.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: