Politik

Ein unmoralisches Angebot: CDU/CSU erteilt „Social Freezing“ klare Absage

  • Donnerstag, 16. Oktober 2014

Berlin – Als „unmoralisches Angebot und gesellschaftspolitisch fatal“ bezeichnete der familienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Markus Weinberg den Vorstoß US-amerikanischer Technologiekonzerne, ihren Mitarbeiterinnen die Finanzierung von Social-Freezing, also das Einfrieren ihrer Eizellen, zwecks Aufschub von Kinderwünschen zur Fortsetzung der beruflichen Tätigkeit zu finanzieren.

In Deutschland sei der Kurs, bessere familienpolitische Rahmenbedingungen zu schaffen statt das künstliche Hinausschieben von Kinderwünschen zu fördern. Weinberg: „Ich bin sehr froh, dass Arbeitgeber und auch Gewerkschaften sich hier distanziert und ihre Ablehnung formuliert haben“. In Deutschland gebe es zurzeit deshalb keine Handlungsoptionen.

Auch die Vorsitzende der Gruppe der Frauen in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Karin Maag sieht in dem Vorschlag eine „sehr absurde Maßnahme zur Arbeitsplatzförderung“. Hier gehe es nicht um medizinische Indikationen, ohne die es in Deutschland keine Kassenfinanzierung geben werde. Maag: „Familienpolitik ist nicht Arbeitsmarktpolitik“. Hier werde die Verantwortung für Kinder noch mehr auf den Rücken der Frauen abgeladen.

Als „sehr schräg” bezeichnete die frauenpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Ulle Schauws, das Angebot. Der taz vom Freitag sagte sie, die Methode sei zudem noch lange nicht ausgereift. Die frauenpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Cornelia Möhring, erklärte der Zeitung, Unternehmen, die solche Vorschläge unterbreiteten, anstatt in eine gute Vereinbarkeit zu investieren, wollten vielleicht die Eigentumsrechte am Kind gleich mit erwerben.

Der Leiter des Kommissariats der katholischen Bischöfe, Karl Jüsten, sagte der , die derzeit in den USA diskutierten Optionen belegten einmal mehr, zu welchen Konsequenzen die von der katholischen Kirche abgelehnte künstliche Befruchtung führen könne. Es gehe nicht an, dass die Kinderwunschfrage von Frauen der ökonomischen Optimierung von Unternehmen untergeordnet werde. Es müssten andere Wege gefunden werden, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu gewährleisten.

Arbeitgeber distanzieren sich
„Die deutschen Arbeitgeber mischen sich nicht in die Familienplanung von Arbeitnehmern ein”, sagte ein Sprecher der Bundesvereinigung der Arbeitgeber­verbände der Süddeutschen Zeitung vom Donnerstag. Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack sagte der Zeitung, nötig seien Arbeitgeber, die mit flexiblen Arbeitszeitmodellen Mut zur Familiengründung machten.

Laut Bundesverband Reproduktionsmedizinischer Zentren ist die Zahl der Frauen, die sich auch in Deutschland auf eigene Kosten Eizellen einfrieren lassen, auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau; sie steige jedoch an. Danach lag die Zahl der betroffenen Frauen im vergangenen Jahr in den meisten dazu ausgestatteten Praxen zwar einstellig oder im niedrigen zweistelligen Bereich, sie habe aber gegenüber dem Vorjahr zugenommen.

Bei Krebspatientinnen können die Kosten für das Einfrieren von Einzellen von Krankenkassen übernommen werden. In Deutschland befasste sich im Frühjahr der Ethikrat mit der „Social Freezing” genannten Methode.

Die US-amerikanischen Konzerne Apple und Facebook hatten ihre Bereitschaft erklärt, ihren Mitarbeiterinnen die Aufwendungen für „social freezing“ zu bezahlen.

mn/kna

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