Eingeschränkte Behandlungen von Kranken in Sachsen wegen Corona
Dresden – Die hohen Coronafallzahlen in Sachsen haben einer Umfrage unter Ärzten zufolge die Behandlung von Patienten beeinträchtigt. 90 Prozent der Mediziner gaben bei der Befragung im Auftrag des Marburger Bunds Sachsen an, dass in ihrem Krankenhaus die Behandlung von Patienten mit anderen Erkrankungen zugunsten von COVID-19-Patienten eingeschränkt werden musste. Das teilte die Ärztegewerkschaft heute mit.
Mehr als die Hälfte der Befragten sieht den Zahlen zufolge einen Rückstau von Behandlungen aufgrund der Kapazitätsengpässe. Befragt wurden 593 Mediziner. Die Erhebung ist den Angaben zufolge nicht repräsentativ. Zu den konkreten Konsequenzen der Coronasituation gehören demnach eine sinkende Therapiequalität und die eigene physische und psychische Überlastung.
„Kurzfristige Dienstplanänderungen, sehr viele Überstunden, sinkende Behandlungsqualität und die Unterbrechung von Fort- und Weiterbildungen: Die Arbeitsbelastung unserer Mitglieder steigt, Qualifizierung wird zurückgestellt“, sagte der Landesvorsitzende Torsten Lippold laut Mitteilung.
35 Prozent der Befragten gaben zudem an, dass es in ihrem Haus Situationen gegeben habe, in denen sie die Behandlung von Notfallpatienten hätten priorisieren müssen. „Es ist Standard in der Akutmedizin und im Interesse von Notfallpatienten, dass sich die Reihenfolge der Versorgung nach der Dringlichkeit und nicht nach der Ankunftszeit in der medizinischen Einrichtung richtet“, sagte Lippold. Durch Corona würden die Spielräume aber kleiner.
An Niedersachsens Krankenhäusern werden unterdessen ebenfalls nach Angaben der Ärztegewerkschaft Marburger Bund viele offene Stellen aus wirtschaftlichen Gründen nicht nachbesetzt. In einer Mitteilung von gestern warnte die Gewerkschaft deshalb vor einem „Ausbluten des Gesundheitssystems“. Neben den verbleibenden Beschäftigten litten auch die Patienten unter dem Stellenabbau.
„Es ist absurd, dass ausgerechnet in Pandemiezeiten der Druck weiter erhöht wird“, erklärte Hans Martin Wollenberg, Erster Vorsitzender des Marburger Bundes Niedersachsen. Um die Sicherheit der Patienten aufrechterhalten zu können, müsse Schluss sein mit Sparzwängen und Kostendruck. „Zuerst muss es um die Menschen gehen, zuletzt um die Bilanzen“, sagte Wollenberg.
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