Energydrinks stressen den Herzmuskel

Bonn – Noch eine Stunde nach dem Trinken eines typischen Energy-Drinks sind bei gesunden Probanden in der Kernspintomographie noch Störungen in der Kontraktilität des Herzmuskels nachweisbar. Dies ergab eine auf der Jahrestagung der Radiological Society of North America in Chicago vorgestellte Studie. Die Radiologen raten Kindern und Patienten mit Herzrhythmusstörungen von den koffeinhaltigen Getränken ab.
Energydrinks enthalten dreimal so viel Koffein wie die vergleichbare Menge Cola oder Kaffee, was offenbar nicht allen Menschen bekommt. Anfang des Jahres berichtete die Substance Abuse and Mental Health Services Administration (SAMHSA) des US-Gesundheitsministeriums, dass sich die Zahl der Notfallaufnahmen nach dem Konsum von Energydrinks innerhalb weniger Jahre verdoppelt hat. Betroffen war dem Report zufolge vor allem die Altersgruppe der 18 bis 25-Jährigen, gefolgt Erwachsenen im Alter zwischen 26 und 39 Jahren.
Das Team um Jonas Dörner von der Radiologischen Klinik in Bonn vermutet, dass sich die hohe Koffeindosis (und vielleicht auch das Taurin) vor allem negativ auf die Herzfunktion auswirkt. Auf dem EKG ist dies freilich nicht erkennbar und auch in der Echokardiographie kommt es bei Gesunden nach einem Energy-Drink zu keinen Veränderungen.
Anders ist dies in einem speziellen kernspintomographischen Untersuchungsverfahren, dem sogenannten CSPAMM (complementary spatial modulation of magnetization). Es misst die Bewegungen einzelner markierter Punkte des Herzmuskels. Auf diese Weise kann die Beweglichkeit der Herzwände beurteilt werden.
Hier war, wie Dörner in einer Gruppe von 18 gesunden jungen Erwachsenen (Durchschnittsalter 27,5 Jahre) zeigen kann, noch eine Stunde nach dem Trinken eines handelsüblichen Energydrinks (mit 400 mg/100 ml Taurin und 32 mg/100 ml Koffein) eine Zunahme des „peak strain“ und der „peak systolic strain rates“ feststellbar. Beide Parameter sind ein Maß für die Kontraktilität des Herzmuskels.
Welche Folgen die kurzfristig gesteigerte Kontraktilität für das Herz bei normalen täglichen Aktivitäten oder beim Sport hat, ist laut Dörner unbekannt. Er fordert weitere Studien, um den genauen Wirkungsmechanismus und die Dauer der Wirkung zu untersuchen. Da sich bei den Probanden weder Herzfrequenz noch Blutdruck noch die Auswurfleistung der linken Herzkammer veränderten, dürfte für Herzgesunde von einem gelegentlichen Energydrink keinerlei Gefahr ausgehen.
Unklar ist, welche Folgen der regelmäßige Konsum sowie die häufige Kombination mit Alkohol hat. Kinder sowie Patienten mit Herzrhythmusstörungen sollten nach Ansicht von Dörner die koffeinhaltigen Getränke vorsichtshalber meiden.
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