Medizin

Erhöhter Blutzuckerspiegel und zunehmender Taillenumfang steigern Dickdarmkrebsrisiko

  • Mittwoch, 31. Mai 2017

Potsdam – Nicht nur eine kontinuierliche Gewichts- und Körperfettzunahme im Bauch­raum erhöhen das Risiko für Dickdarmkrebs. Auch eine Störung des Zuckerstoffwech­sels spielt eine entscheidende Rolle. Das zeigt eine Fall-Kontroll-Studie, die im Rahmen einer prospektiven Studie (EPIC, European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition) durchgeführt wurden. Die Ergebnisse publizierten die Forscher vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) im American Journal of Epidemiology (2017; doi: 10.1093/aje/kww194).

Dass starkes Übergewicht das Risiko für Dickdarmkrebs erhöht, ist seit etwa zehn Jahren bekannt. Die Ursachen dafür sind jedoch noch wenig erforscht. Das Team um Heiner Boeing und Krasimira Aleksandrova vom DIfE hat jetzt untersucht, wie die Körperge­wichts­zunahme im Erwachsenenalter mit dem Darmkrebsrisiko und zwanzig verschiedenen Biomarkern zusammen­hängt.

Dafür werteten sie die Daten von 266 erstmals an Dickdarmkrebs und 186 an Enddarmkrebs erkrankten Menschen aus, sowie die Daten von 452 nicht an Krebs erkrankten Kontrollpersonen.

Erwachsene, die ab dem 20. Lebensjahr jährlich mehr als 300 Gramm Körpergewicht zulegen, haben im Vergleich zu Personen, die unter diesem Wert bleiben, ein um 54 Prozent erhöhtes Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken. Diese Risikoerhöhung beobachteten die Wissenschaftler auch, wenn Menschen mittleren Alters über einen Zeitraum von 30 Jahren mehr als neun Kilogramm Gewicht zunahmen. Hingegen hatten Kontrollpersonen derselben Altersgruppe, deren Körpergewicht langfristig stabil war, kein erhöhtes Darmkrebsrisiko.

Verantwortlich für die Risikobeziehung zwischen Gewichtszunahme und Dickdarmkrebs war die Zunahme des Taillenumfangs und des Leptinrezeptors sowie ein hoher HbA1c-Wert, der auf eine anhaltende Störung des Zuckerstoffwechsels schließen lässt. Für Enddarmkrebs stellten sie in dieser Studie keine deutliche Risikoerhöhung fest.

„Wir nehmen an, dass der beobachtete Zusammenhang zwischen einer Gewichts­zunahme und Dickdarmkrebs mit physiologischen Veränderungen einhergeht, die zumindest teilweise auf eine Zunahme des Bauchfetts und eine Störung des Zucker­stoff­wechsels zurückzuführen sind“, sagt Erstautorin Krasimira Aleksandrova vom DIfE. „Aus einer früheren Untersuchung wissen wir zudem, dass auch ein gestörter Fettstoff­wechsel für die Dickdarmkrebs-Entstehung eine Rolle spielen könnte. Ob jedoch ein über lange Zeit erhöhter Blutzuckerspiegel das Dickdarmkrebsrisiko direkt negativ beeinflusst, wissen wir derzeit nicht“, sagt Aleksandrova.

gie/idw

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