Ernährung: Linolsäure aus pflanzlichen Ölen könnte Typ-2-Diabetes vorbeugen

Sydney – Eine Diät mit einem hohen Gehalt an Linolsäure, die als Omega-6-Fettsäure vor allem in pflanzlichen Ölen enthalten ist, könnte vor einem Typ-2-Diabetes schützen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Meta-Analyse in Lancet Diabetes & Endocrinology (2017; doi: 10.1016/S2213-8587(17)30307-8), die gleichzeitig keine Hinweise für eine schädlichen Einfluss der Arachidonsäure fand, die im Körper aus Linolsäure gebildet wird.
Linolsäure gehört zu den häufigsten pflanzlichen Fetten. In vielen Speiseölen liegt der Anteil bei mehr als 50 Prozent. Die Zufuhr über die Nahrung ist wichtig, weil der Körper Linolsäure nicht selbst synthetisieren kann, es aber für die Produktion wichtiger Substanzen wie etwa der Arachidonsäure benötigt.
Da Linolsäure den Cholesterinwert senkt, wird vor allem von Seiten der Kardiologen zu einer hohen Zufuhr geraten. Die meisten Leitlinien empfehlen der Bevölkerung, zwischen 5 und 10 Prozent der Kalorien über Linolsäure aufzunehmen.
Es gibt jedoch kritische Stimmen, die vor Linolsäure warnen. Die vermehrte Bildung von Arachidonsäure könnte Entzündungsreaktionen im Körper anfeuern und dadurch die Atherosklerose fördern.
Dieses Für und Wider betrifft auch den Einfluss von Linolsäure auf die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes. Zum einen könnte Linolsäure, das in die Zellmembranen eingebaut wird, den insulinabhängigen Transport von Glukose fördern. In Studien wurden günstige Auswirkungen auf den Blutzucker gefunden. Ob dies aber langfristig vor einem Typ-2-Diabetes schützt, ist bisher nicht belegt. Zum anderen könnte sich auch hier der zusätzliche Anfall von Arachidonsäure negativ auswirken.
Idealerweise würde die Frage durch randomisierte kontrollierte Studien geklärt. Solche Unternehmungen sind im Bereich der Ernährung jedoch selten. Immerhin konnte einer der wenigen Projekte, die PREDIMED-Studie, zeigen, dass eine mediterrane Diät, die einen hohen Gehalt von ungesättigten Fettsäuren hat, das Erkrankungsrisiko am Typ-2-Diabetes deutlich senken kann.
Welchen Anteil Linolsäure daran hat, ist jedoch unklar (das in der mediterranen Küche bevorzugte Olivenöl hat einen relativ geringen Gehalt an Linolsäure).
Jason Wu vom George Institute for Global Health in Sydney und Mitarbeiter haben jetzt in einer Meta-Analyse die Daten von 20 prospektiven Kohortenstudien aus zehn Ländern (darunter Deutschland) ausgewertet, in denen Biomarker von Linolsäure und Arachidonsäure mit späteren Neuerkrankungen am Typ-2-Diabetes in Beziehung gesetzt wurden.
Von den 39.740 Teilnehmern – Erwachsene im Alter zwischen 49 und 76 Jahren mit einem Body-Mass-Index zwischen 23,3 und 28,4 kg/m2 – erkrankten in 366.073 Personenjahren 4.347 an einem Typ-2-Diabetes. Aufgrund dieser großen Zahlenbasis konnte Wu für beide Fettsäuren signifikante Assoziationen ermitteln.
Teilnehmer im Quintil mit der höchsten Konzentration der Linolsäure-Biomarker erkrankten zu 35 Prozent seltener an einem Typ-2-Diabetes als Teilnehmer im unteren Quintil. Die Risk Ratio 0,65 war mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,60 bis 0,72 hoch signifikant. Das ist für Gabriele Riccardi von der Universität Federico II in Neapel ein eindeutiges Ergebnis, das auf eine ausgeprägte Schutzwirkung von Linolsäure hinweist.
Die Ernährungsexpertin schätzt, dass eine Portion Nüsse oder ein Löffel Sonnenblumen- oder Maisöl pro Tag ausreichen könnten, um diese Schutzwirkung zu erzielen. Dies sollte jetzt in einer randomisierten kontrollierten Interventionsstudie untersucht werden, fordert die Editorialistin. Sollten sich die Ergebnisse bestätigen, dann wäre Linolsäure eine der wenigen Substanzen, die – neben oder zusätzlich zu einer gesunden Ernährung – die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes verhindern könnten.
Ob die Therapie verträglich und ohne Risiken wäre, müsste ebenfalls in einer Interventionsstudie geklärt werden. Die Meta-Analyse von Wu liefert keine Hinweise, dass die vermehrte Bildung von Arachidonsäure die protektive Wirkung gefährden könnte. Die Konzentration der Arachidonsäure-Biomarker war nicht mit dem Typ-2-Diabetes-Risiko assoziiert. Die Risk Ratio von 0,96 für das obere Quartil war mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,88 bis 1,05 nicht signifikant, was weitgehend ausschließt, dass ein Risiko übersehen wurde.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: