Erneut deutlich mehr als Tausend Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 an einem Tag
Berlin – Die Zahl der bekannten Neuinfektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 in Deutschland ist erneut leicht gestiegen. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) bis gestern Abend 1.449 Neuinfektionen innerhalb eines Tages.
Höher lag der Wert zuletzt am 1. Mai mit 1.639 registrierten Neuinfektionen. Seit Beginn der Coronakrise haben sich mindestens 221.413 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus infiziert, wie das RKI heute Morgen im Internet meldete (Datenstand 14.8., 0.00 Uhr).
Seit dem Vortag wurden 14 neue Todesfälle gemeldet. Die Zahl der Toten im Zusammenhang mit einer Coronainfektion liegt nach RKI-Angaben nun bei 9.225. Bis heute Morgen hatten 200.200 Menschen die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden.
Der Höhepunkt bei den täglich gemeldeten Neuansteckungen hatte Anfang April bei mehr als 6.000 gelegen. Die Zahl war nach den immer noch über 1.000 liegenden Werten im Mai in der Tendenz gesunken, seit Ende Juli steigt sie wieder. Experten sind besorgt, dass es zu einem starken Anstieg der Fallzahlen kommen könnte, der die Gesundheitsämter bei der Nachverfolgung von Ansteckungsketten an Grenzen bringt.
Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen mit Datenstand 13.8., 0.00 Uhr, in Deutschland bei 0,91. Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel etwas weniger als einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.
Zudem gibt das RKI ein Sieben-Tage-R an. Es bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert mit Datenstand 13.8., 0.00 Uhr, bei 1,06. Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen.
Die R-Werte liegen nach RKI-Angaben seit Mitte Juli 2020 wieder bei 1 beziehungsweise leicht darüber. „Dies hängt mit einer größeren Anzahl kleiner Ausbrüche, aber auch mit den bundesweiten Fallzahlen zusammen, die seit den Lockerungen der Maßnahmen sowie durch zunehmende Fälle unter Einreisenden in den letzten Wochen stetig gestiegen sind“, hieß es.
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach wünscht sich angesichts steigender Zahlen mehr Führung durch die Bundesregierung. In der ersten Welle der Pandemie habe der Bund gemeinsame Verabredungen mit den Ländern erzielt, sagte er heute im ZDF-„Morgenmagazin“.
In der jetzigen Lage solle sich Berlin „wieder mehr engagieren“, so Lauterbach. Die regelmäßigen Bund-Länder-Beratungen in der ersten Pandemiephase hätten „eine klare Strategie“ gebracht, sagte er. „Daran hapert es ein bisschen in der jetzigen Zeit.“
Um die Infektionslage im Griff zu behalten, forderte Lauterbach unter anderem eine „bessere Strategie“ für die Gesundheitsämter. Diese sollten sich nach japanischem Vorbild besonders auf sogenannte Cluster, also Häufungen von Coronainfektionen, konzentrieren.
Dies hatte kürzlich auch der Virologe Christian Drosten vorgeschlagen. Daneben forderte Lauterbach die Zulassung von Coronatests, die „vielleicht nicht ganz so gut“, aber „gut genug“ und dabei „sehr viel schneller“ funktionierten.
Der Mediziner sieht Deutschland „am Beginn einer zweiten Welle“ der Pandemie. Dies müsse den Bürgern auch klar gesagt werden. Manche Menschen seien unvorsichtig geworden, so kritisierte Lauterbach. Insbesondere jüngere Menschen würden die Gefahren unterschätzen.
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