Ersatzkassen: Arbeitszeit niedergelassener Ärzte überprüfen

Berlin – Die Regelung, der zufolge in Vollzeit tätige niedergelassene Ärzte nicht mehr als 20 Stunden Sprechzeit pro Woche anbieten müssen, gehört auf den Prüfstand. Das hat die Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Ersatzkassen (vdek), Ulrike Elsner, heute in Berlin gefordert. Hintergrund ist eine Umfrage über die Einstellung der Deutschen zur medizinischen Versorgung, für die das Forsa-Institut im Auftrag des vdek 1.000 Versicherte der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) befragt hat. Demnach sind 85 Prozent der Befragten mit der medizinischen Versorgung in Deutschland zufrieden oder sehr zufrieden.
„Es gibt keine Zwei-Klassen-Medizin“, schlussfolgerte Elsner. „Und es gibt keine systematische Schlechterbehandlung von GKV-Patienten.“ Unzufriedenheit gebe es allerdings bei der Wartezeit auf einen Arzttermin. So waren der Umfrage zufolge 51 Prozent der Befragten mit der Wartezeit auf einen Termin beim Facharzt unzufrieden oder sehr unzufrieden. Dabei haben 69 Prozent der 18- bis 29-Jährigen diese Angabe gemacht und 41 Prozent der über 59-Jährigen.
Das Problem sind die Wartezeiten, nicht die Behandlung
„Das eigentliche Problem sind die Wartezeiten und nicht die medizinische Behandlung“, sagte Elsner. Insofern seien auch die derzeit diskutierten Vorschläge über eine Anhebung der Arzthonorare keine Lösung. Schließlich seien in den vergangenen Jahren die Arzthonorare bereits überproportional gestiegen, ohne dass sich dadurch etwas an der Wartezeitenproblematik geändert habe. Stattdessen gehöre eine Regelung aus dem Bundesmantelvertrag zwischen Kassenärztlicher Bundesvereinigung und GKV-Spitzenverband auf den Prüfstand. Diese knüpft den Versorgungsauftrag des Vertragsarztes daran, dass er an seinem Vertragsarztsitz persönlich mindestens 20 Stunden wöchentlich in Form von Sprechstunden zur Verfügung steht.
Terminservicestellen kennen nur die Hälfte der Deutschen
Auch beim Thema Terminservicestellen müsse nachgesteuert werden, meinte Elsner. Denn die Umfrage habe ergeben, dass nur 52 Prozent der Befragten von der Existenz der Terminservicestellen wussten. Ärzte müssten dazu verpflichtet werden, freie Termine an die Servicestellen zu melden, und die Kassenärztlichen Vereinigungen müssten dafür sorgen, dass ausreichende Kapazitäten zur Bearbeitung der Anfragen bereitstehen, meinte Elsner. Anderenfalls dürften auch Honorarkürzungen kein Tabu sein.
Patienten sind mit ihren Ärzten zufrieden
Mit ihren Ärzten ist die große Mehrheit der Befragten zufrieden: 63 Prozent erklärten, sie seien mit ihrem Hausarzt sehr zufrieden und 33 Prozent, sie seien eher zufrieden. Mit ihren Fachärzten waren 56 Prozent der Befragten sehr und 32 Prozent eher zufrieden. Befragt nach den Dingen, mit denen sie nicht zufrieden waren, steht auch hier das Thema Wartezeiten ganz oben. 22 Prozent der Befragten, die mit ihrem Hausarzt nicht sehr zufrieden waren, erklärten, sie störe die Wartezeit in der Praxis, gefolgt von den Angaben, ihr Arzt nehme sich zu wenig Zeit (15 Prozent) und er behandle sie oberflächlich (zwölf Prozent). Bei den Fachärzten erklärten 25 Prozent der nicht sehr zufriedenen Befragten, sie störe die Wartezeit in der Praxis, gefolgt von der Wartezeit auf einen Termin (24 Prozent) und der mangelnden Kompetenz des Arztes (17 Prozent).
Ein weiteres Problem, dass die nächste Bundesregierung angehen müsse, sei die Versorgung im ländlichen Raum, meinte Elsner. Denn 25 Prozent der Befragten aus ländlichen Regionen erklärten, sie seien mit der medizinischen Versorgung in Deutschland eher oder sehr unzufrieden, während bei den in Städten wohnenden Befragten nur zwölf Prozent diese Angabe machten. Der Gesetzgeber und die Selbstverwaltung hätten schon einige Maßnahmen ergriffen, um die Situation zu verbessern, betonte Elsner: „Darüber hinaus brauchen wir aber weitere Maßnahmen, wie zum Beispiel den konsequenten Ausbau von Fahrdiensten oder Zweigpraxen oder die Öffnung der Krankenhäuser für die ambulante Versorgung.“
Zwei Drittel der Deutschen kennen die Bereitschaftsdienstnummer 116117
Als positiv bewertete es Elsner, dass 64 Prozent der Befragten die Rufnummer 116117 des ärztlichen Bereitschaftsdienstes kennen. In ländlichen Regionen ist sie sogar 77 Prozent bekannt. Zudem ist sie stärker bei Menschen über 59 Jahren bekannt (70 Prozent) als bei 18- bis 29-Jährigen (50 Prozent). Dennoch neige die Mehrheit der Bevölkerung weiterhin dazu, in einer Notfallsituation ein Krankenhaus aufzusuchen, sagte Elsner: „Wir müssen das akzeptieren und entsprechende Kapazitäten schaffen.“ Sie sprach sich für einheitliche Anlaufstellen von kassenärztlichem Bereitschaftsdienst und stationärer Notaufnahme an den Krankenhäusern aus.
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