KBV über GroKo-Forderung nach Ausweitung der Sprechstundenzeit irritiert

Berlin – Als „gelinde gesagt befremdlich“ hat der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, heute die Pläne von CDU, CSU und SPD bezeichnet, die Mindestzeit bei den ärztlichen Sprechstunden von 20 auf 25 Stunden pro Woche zu erhöhen.
„Schon heute bekommen die niedergelassenen Ärzte zehn bis 20 Prozent ihrer Leistungen aufgrund der Budgetierung nicht vergütet. Und jetzt sollen sie noch mehr Leistungen anbieten? Das ist ein Unding“, empörte sich der KBV-Vorstandsvorsitzende. Er kritisierte auch die grundsätzliche Haltung der Politik, massiv in die Arbeitszeitgestaltung eines freien Berufs eingreifen zu wollen.
Mindestsprechstundenangebot wird heraufgesetzt
Hintergrund ist ein Passus, der sich auf Seite 97 des Koalitonsvertrages zwischen CDU, CSU und SPD findet. „Wir werden in einem Sofortprogramm die Leistungen und den Zugang zur Versorgung für gesetzlich Versicherte verbessern“, heißt es dort. Dazu soll unter anderem „das Mindestsprechstundenangebot der Vertragsärzte für die Versorgung von gesetzlich versicherten Patienten von 20 auf 25 Stunden“, erhöht werden.
Laut der KBV arbeiten niedergelassene Ärzte im Durchschnitt 52 Stunden pro Woche für gesetzlich krankenversicherte Patienten. „Wenn die Politik die Zahl der Sprechstunden für gesetzlich krankenversicherte Patienten von 20 auf 25 Wochenstunden erhöhen will, muss sie erklären, wie sie das meint“, sagte Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KBV.
„Kommen fünf Stunden on top drauf? Dann wären es durchschnittlich 57 Wochenarbeitsstunden – oder aber soll Arbeitszeit umverteilt werden? Das hieße dann: Wir hätten weniger Zeit für diagnostische oder therapeutische Inhalte. Ein Mehr von 25 Prozent an Sprechstundenzeit stellt einen dramatischen Eingriff ins Praxisgeschehen dar“, lautete sein Fazit.
Gassen schlägt im Gegenzug der Politik vor, diese sollte die Bürokratielast der Praxen deutlich verringern. „Gegenwärtig wenden Niedergelassene fast 54,2 Millionen Arbeitsstunden im Jahr für administrative Pflichten auf. Hier liegt ein enormes Sparpotenzial, damit Ärzte mehr Zeit für ihre Patienten haben“, so der KBV-Vorstandsvorsitzende.
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