Vermischtes

Erzieher und Praxispersonal häufig von Corona betroffen

  • Freitag, 22. Juli 2022
/picture alliance, Zoonar, stockfotos-mg
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Schwerin – Kindertagesstätten und Arztpraxen in Mecklenburg-Vorpommern haben in der ersten Hälfte dieses Jahres besonders stark unter coronabedingten Personalausfällen gelitten.

Wie eine Analyse der Krankschreibungen von Versicherten der AOK Nordost ergab, meldeten sich zwischen dem 1. Januar und dem 30. Mai 17,9 Prozent der dort versicherten Erzieherinnen und Erzieher nach einer ärztlich diagnostizierten Coronainfektion krank.

Die Quote habe damit doppelt so hoch gelegen wie im Durchschnitt aller Berufsgruppen im Land (9,4 Pro­zent), teilte die Krankenkasse heute mit. Krankmeldungen zwischen 13 und 17 Prozent wurden auch für me­dizinische und zahnmedizinische Fachan­gestellte, Bankkaufleute, Verwaltungsmitarbeiter, Physio­therapeuten und Altenpfleger ermittelt.

Im Durch­schnitt fehlten die Betroffenen knapp zehn Tage bei der Arbeit. Auch andere Krankenkassen hatten besonders hohe Infektionsquoten bei Beschäftigen in Betreuungs- oder Pflegeberufen registriert. Betroffen waren und sind auch viele Krankenhäuser.

Die Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost, Daniela Teichert, nahm die hohen Kranken­stände zum Anlass, von der Politik ein zielgerichtetes Konzept zur Eindämmung der Pandemie zu fordern. „Die Bundesregierung sollte sich nun zeitnah auf eine neue Rechtsgrundlage für Corona­schutzmaßnahmen einigen, damit im Hinblick auf den Herbst zielgenaue Schutzmaß­nahmen möglich sind“, sagte sie. An die Ar­beitgeber appellierte Teichert, die Erfahrungen der vergangenen Monate auszuwerten und selbst Schutzmaß­nahmen für ihre Beleg­schaften zu ergreifen.

Für die Analyse hatte das wissenschaftliche Institut der Ortskrankenkassen laut AOK rund 13.600 Krank­schrei­bungen von AOK-Versicherten aus Mecklenburg-Vorpommern ausgewertet. Nach Angaben des Verban­des der Ersatzkassen ist die AOK im Nordosten mit mehr als 400.000 Versicherte die größte Krankenkasse im Land.

Wie aus Daten der deutlich KKH Kaufmännischen Krankenkasse hervorgeht, sorgt nicht allein das Coronavirus für Personalengpässe in Unternehmen und Einrich­tungen. Im ersten Halbjahr seien Arbeitnehmer vermehrt auch wegen grippaler Infekte, Schnupfen oder Bronchitis ausgefallen.

Bundesweit gingen 30 Prozent der Krankheitsfälle bei Berufstätigen auf Atemwegser­krankungen zurück. In der ersten Hälfte des Vorjahres, als wegen der Coronapandemie Kontaktbeschränkungen und verschärfte Maskenpflicht herrschten, habe der Anteil mit 14 Prozent nur halb so hoch gelegen.

Krankschreibungen im Job haben auch nach einer Auswertung der DAK-Gesundheit im ersten Halbjahr stark zugenommen. Auf 100 Beschäftigte kamen von Januar bis Ende Juni 788 Fehltage und damit 115 Tage mehr als in den ersten sechs Monaten vergangenen Jahres, wie eine Analyse der Kasse nach eigenen Versicherten­daten ergab.

Gründe des Anstiegs sind auch bei der DAK vor allem viele Atem­wegser­krankungen, aber auch Coronaausfälle von Beschäftig­ten. Die Zahl der Fehltage wegen Husten, Schnupfen oder grippalen Infekten ging nun laut der Auswertung auf 133 Tage je 100 Versicherte hoch – nach 48 Tagen im ersten Halbjahr 2021.

Atemwegserkrankungen waren damit hinter Rückenleiden und anderen Muskel-Skelett-Problemen die zweit­häufigste Ursache fürs Fehlen wegen Arbeitsunfähigkeit mit einem Anteil von 16,9 Prozent. Ausfälle wegen Corona legten demnach ebenfalls auf nun 64 Fehltage je 100 Versicherte zu – nach zwölf Fehltagen mit Coronabezug im ersten Halbjahr 2021.

„Parallel zu der schrittweisen Lockerung der Coronaeinschränkungen im März 2022 konnte sich eine ausge­prägte Erkältungs- und Grippewelle entwickeln“, erläuterte die DAK. Sie sei von einer hochansteckenden Omikron-Variante begleitet worden, die so viel Arbeitsausfall in deutschen Unternehmen bewirkt habe wie keine Variante zuvor. Für die Analyse wurden den Angaben zufolge Daten von 2,3 Millionen bei der Kasse versicherten Erwerbstätigen ausgewertet.

Vorstandschef Andreas Storm sagte: „Eine Krankschreibung per Telefon muss zu einer dauerhaften Lösung werden und nicht immer wieder zur Debatte stehen.“ Dafür sollte gleich nach der Sommerpause eine gesetzliche Grundlage geschaffen werden.

Storm begrüßte zugleich, dass der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) sich Anfang August mit einer Wiedereinführung der telefonischen Krank­schreibung in der jetzigen Coronawelle befassen will. Nach Auslaufen einer Sonderre­gelung müssen Patienten seit dem 1. Juni dafür wieder in die Praxis gehen.

dpa

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