Ausland

EU-Behörde: Einige Migranten von Corona besonders betroffen

  • Freitag, 4. Juni 2021
/picture alliance, Harald Tittel
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Brüssel/Stockholm – Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC sieht Hinweise für erhöhte Coronarisiken bei einigen Gruppen von Migranten in Europa und fordert gezielte Maßnahmen, um die Menschen besser zu schützen. Dazu zählt auch gezieltes Werben in den jeweiligen Muttersprachen, um Impfraten zu erhöhen. Die Studie legte die ECDC gestern in Stockholm vor.

Als „Migrant“ gilt in der Studie eine Person, die für mindestens zwölf Monate entweder von einem anderen europäischen Land oder einem Drittstaat in ein Land der EU oder der europäischen Freihandels­zone EFTA zieht.

Die EU-Behörde greift damit eine heikle politische Debatte auf. Teils gab es auch in Deutschland Schät­zungen, wonach besonders viele Menschen mit ausländischen Wurzeln auf COVID-19 behandelt wurden. In Deutschland werden Angaben zu Staatsangehörigkeit oder Migrationshintergrund bei COVID-Kranken laut Infektionsschutzgesetz jedoch nicht erfasst.

Das ECDC nennt nun Hinweise aus anderen europäischen Ländern. So seien in Dänemark, Norwegen und Schweden mehr Migranten unter COVID-Kranken festgestellt worden, als es ihrem Bevölkerungsanteil entspräche.

In Norwegen entfielen den Angaben zufolge 42 Prozent der COVID-Fälle bis Ende April 2020 auf diese Gruppe. In Dänemark waren Anfang Mai 2020 „nicht-westliche Migranten“ und ihre Kinder 18 Prozent der bekannten COVID-Erkrankten, während ihr Bevölkerungsanteil nur halb so groß war. Die Inzidenz in dieser Gruppe war 240 je 100.000 Menschen, bei Dänen ohne Migrationshintergrund 128 je 100.000.

Das ECDC führt ähnliche Erkenntnisse aus Schweden und Spanien an. In Großbritannien, den Nieder­landen, Frankreich und Schweden sei zudem bei Migranten im Pandemiejahr 2020 eine überhöhte Sterb­lichkeit registriert worden, sowohl verglichen mit der übrigen Bevölkerung als auch mit früheren Jahren.

Doch betont die Gesundheitsbehörde, dass die Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund in Europa sehr unterschiedlich und Verallgemeinerungen schwierig seien. Die ECDC verweist auf besondere Risiken der betrachteten Gruppen, darunter Coronaausbrüche in Flüchtlingsunterkünften.

Einige Migranten hätten indirekte gesundheitliche und soziale Folgen der Pandemie zu spüren bekom­men, darunter Diskriminierung, Reisebeschränkungen und Grenzschließungen. In ihren Jobs seien sie besonderen Infektionsrisiken ausgesetzt gewesen.

dpa

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