Ausland

EU-Gesundheits­behörde betrachtet XBB.1.5 nicht als unmittelbare Gefahr

  • Freitag, 6. Januar 2023
/sdecoret, stock.adobe.com
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Stockholm – Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC rechnet nicht damit, dass sich die neue Variante XBB.1.5, die derzeit das Infektionsgeschehen in den USA bestimmt, bereits im Januar in Europa durchsetzen wird. Die Varian­te hat in Europa zuerst in Großbritannien Fuß gefasst. Die dortigen Experten geben sich ebenfalls gelassen.

Die Variante XBB.1.5, die durch Rekombination aus zwei BA.2-Varianten entstanden ist, wurde erstmals am 22. Oktober in den USA identifiziert. Sie hat sich dort in den vergangenen Wochen stark ausgebreitet. Der Anteil an allen Infektionen ist bis Ende des Jahres auf 40,5 % gestiegen.

Bei einer Verdopplungszeit von zuletzt nur 9 Tagen dürfte sie mittlerweile die häufigste Virusvariante sein. Laut den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) hat XBB 1.5 nach BA.1 (der ursprünglichen Omikron-Linie) den zweithöchsten Wachstumsvorteil.

Von dem unmittelbaren Vorläufer XBB.1 unterscheidet sich XBB.1.5 durch die Mutation F486P. Sie hat nach Ein­schätzung der Experten die Immunevasion gegenüber XBB.1 leicht vermindert.

Die Ausbreitung erkläre sich vor allem durch eine erhöhte Infektiosität. Francois Balloux vom University College London führt dies gegenüber dem Science Media Center in London auf eine erhöhte Bindungsaffinität zum menschlichen Zellrezeptor ACE2 zurück.

In Europa ist XBB.1.5 derzeit nur in Großbritannien verbreitet, wo der Anteil bei 5 % liegt. Erste Fälle sind auch in einigen EU/EWR-Ländern aufgetreten. Die ECDC nennt Dänemark, Frankreich, Österreich, die Niederlande, Deutschland, Italien, Spanien, Schweden, Island, Belgien, Tschechien, Portugal und Irland.

Im vergangenen Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts vom 22. Dezember wird lediglich der Vorläufer XBB.1 genannt, der erstmals in mehr als 1 % der sequenzierten Proben nachgewiesen wurde.

Angesichts der geringen Verbreitung reagiert die ECDC derzeit gelassen. Es bestehe die Möglichkeit, dass diese Variante einen zunehmenden Einfluss auf die Zahl der COVID-19-Fälle in der EU/EWR haben könnte, jedoch sei dies nicht mehr im Januar zu erwarten. Dazu sei der Anteil noch zu gering.

Auch Jonathan Ball von der Universität von Nottingham sieht keinen Grund zur Sorge. Für den Virologen ist XBB.1.5 derzeit lediglich eine neue Untervariante von Omikron. Es gebe derzeit keine Beweise, dass XBB.1.5 gefährlicher als andere Varianten sei. Es könne möglicherweise Antikörpern entkommen, aber das sei „nicht die einzige Immunität, die wir haben.“ Unser Immunsystem sei es gewohnt, sich an Viren anzupassen.

rme

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