Ausland

EU-Impfstoff­beschaffung: Paris bestreitet Beeinflussung zugunsten von Sanofi

  • Donnerstag, 7. Januar 2021
/picture alliance, Photoshot
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Paris – Frankreich hat Berichten widersprochen, wonach es die von der EU-Kommission koordinierte Beschaffung des Coronaimpfstoffs zugunsten des heimischen Pharmaunternehmens Sanofi beeinflusst haben soll.

Europaminister Clément Beaune nannte die Berichte heute „absurd. Die Bild und mehrere deutsche Poli­tiker hatten Paris vorgeworfen, bei der EU auf eine geringere Liefermenge des Impfstoffs von Biontech­/Pfizer gedrängt zu haben, um den ebenfalls an einem Coronavakzin forschenden Konzern Sanofi zu un­terstützen. London verteidigte derweil seinen raschen Impfbeginn.

Es sei „absurd“, Länder und Labore gegeneinander auszuspielen, sagte Beaune im Sender CNews. „Alle Länder brauchen alle Impfstoffe und müssen möglichst bis zum Sommer so viele Menschen wie möglich impfen.“ Zwar könnten „isolierte Strategien kurzfristig gesehen eine Versuchung“ sein, langfristig seien diese jedoch „ineffektiv“.

„Die Impfstrategie kann nicht auf einem einzigen Vakzin basieren“, betonte Beaune. Deshalb sei es wich­tig gewesen, die Impfstoffbeschaffung auf EU-Ebene zu regeln, da dies „uns Zugang zu mindestens sechs Impfstoffen garantiert“, fügte der Europaminister hinzu.

Angesichts wachsender Kritik an der französischen Impfkampagne hatte die Regierung in Paris vorges­tern einen Strategiewechsel sowie eine drastische Beschleunigung der Impfungen angekündigt. Die Opposition in Frankreich hatte den langsamen Impfstart zuvor als „Fiasko“ bezeichnet.

Gestern bestätigte Regierungssprecher Gabriel Attal, dass die Unternehmensberatung McKinsey mit der „logisti­schen und strategischen Beratung“ der Regierung in der Impffrage beauftragt worden sei.

Man wolle in den kommenden Wochen mehrere hundert Impfzentren eröffnen, kündigte Regierungsspre­cher Gabriel Attal darüber hinaus nach der Regierungssitzung unter Vorsitz von Frankreichs Präsident Emma­nuel Macron an. Die Zahl der Krankenhäuser, die Impfungen durchführen, habe sich außerdem verdrei­facht. Der Präsident habe deutlich gemacht, dass die einzige Option der Erfolg sei.

„Die erste Herausforderung des Jahres 2021 besteht darin, die Franzosen vor COVID-19 zu schützen und diesen Kampf zu gewinnen“, so Attal weiter. Man werde notwendige Maßnahmen ergreifen, auch wenn diese schwierig seien. So könne etwa die abendliche Ausgangssperre ab 18 Uhr auf weitere Regionen ausgeweitet werden. Derzeit gilt diese Regelung in etlichen Départements, die besonders schwer von der Epidemie getroffen sind. Im Rest des Landes und auch in der Hauptstadt Paris beginnt die Aus­gangssperre um 20 Uhr.

In Frankreich sind im Vergleich zu anderen Staaten seit Start der Impfkampagne vergleichsweise sehr wenig Menschen geimpft worden – nämlich nur einige Tausend. Besonders von Politikern aus den Regi­o­nen gab es Kritik an der Politik aus Paris. Frankreich ist mit seinen 67 Millionen Einwohnern schwer von der Pandemie getroffen. Mehr als 66.000 Menschen sind bisher gestorben.

afp/dpa

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