Ärzteschaft

Europäischer Gesundheitsdatenraum: AWMF mahnt hohe Datenqualität an

  • Freitag, 5. Dezember 2025
/tanakorn, stock.adobe.com
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Berlin – Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) mahnt an, bei der Umsetzung des Europäischen Gesundheitsdatenraums (EHDS) eine möglichst hohe Datenqualität sicherzustellen. Auf bestimmte Datenkategorien müsse deshalb verzichtet werden.

Der EHDS biete bei richtiger Implementierung enormes Potenzial sowohl für die europaweite Versorgung als auch für die Erforschung von Krankheiten und die Entwicklung neuer Therapien. Allerdings stünden dem auch noch zahlreiche Herausforderungen gegenüber, etwa bei der Interoperabilität.

So müssen europaweit Daten sogenannter Primärkategorien standardisiert werden, also unter anderem von elektronischen Patientenakten (ePA), Patientenkurzakten, Laborbefunden oder Entlassbriefen.

„Aus Sicht der AWMF besteht derzeit eine der zentralen Herausforderungen und Anliegen darin, die Datenqualität sicherzustellen: Nur valide und für die medizinische Behandlung und Forschung relevante Daten sollten gespeichert und genutzt werden“, erklärte AWMF-Präsident Rolf-Detlef Treede.

Daten, die auf medizinische Behandlungen keinen Einfluss hätten, sollten hingegen nicht berücksichtigt werden, fordert er. Dazu zählten beispielsweise Abrechnungs- und Erlösdaten.

Bei richtiger Umsetzung könne der EHDS helfen, medizinische Forschung näher an die Versorgungsrealität zu bringen. So würden Leitlinien heute weiterhin auf randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) beruhen. „Diese sind aber oft weit von der Realität entfernt. Das sind sehr künstliche Populationen“, sagte er gestern im Vorfeld des Berliner Forums der AWMF.

Er spreche sich daher für eine stärkere Einbeziehung von Beobachtungsstudien aus. „Es muss dieser Prozess passieren, dass man reale Daten aus Registern verwertet“, betonte Treede. Dabei brauche es aber auch Verfahren, um sicherzustellen, dass Verzerrungen in den Daten minimiert werden.

Die Referentin für Digitalpolitik der BAG Selbsthilfe, Jana Hassel, mahnte demgegenüber, die Patientenperspektive bei der Umsetzung des EHDS nicht zu vernachlässigen. Die Frage müsse immer sein, was die Patientinnen und Patienten von der europaweiten Teilung ihrer Patientendaten hätten. „Diese Frage wird nicht immer vorangestellt, und das ist ein Problem für uns“, kritisierte sie.

Zudem müssten unterschiedliche Behandlungswege in den verschiedenen europäischen Ländern bei der Umsetzung konsequent mitgedacht werden und der Patientennutzen müsse immer Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen haben.

lau

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