Fachgesellschaft äußert Sorgen um künftige Palliativversorgung
Berlin/Aachen – Die Zukunft der Palliativversorgung ist nicht gesichert. Davor warnte die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) heute zum Auftakt ihres 15. Kongresses in Aachen.
„Im derzeitigen Entwurf des Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes ist weder der palliativmedizinische Versorgungsbedarf auf Palliativstationen hinlänglich abgebildet, noch finden sich die insbesondere für Krankenhäuser ohne Palliativstation außerordentlich wichtigen Palliativdienste dort wieder“, betonte DGP-Präsidentin Claudia Bausewein vor der Presse.
Es bestünde künftig das Risiko, dass schwerkranke Patientinnen und Patienten auf Normal- und Intensivstationen nicht ausreichend palliativmedizinisch mitversorgt werden würden. Bereits jetzt sehe man einen Rückgang der Palliativstationen und befürchte, dass sich dies im Rahmen der anstehenden Krankenhausreform aufgrund eines falsch niedrig ermittelten Versorgungsbedarfs verschärfen werde, so Bausewein.
„Palliativdienste in Krankenhäusern, die auf Normal- und Intensivstationen Palliativpatientinnen und -patienten mitbetreuen und so zu einer frühzeitigen Integration der Palliativversorgung beitragen können, sind als Kennzahl für die stationäre Bedarfsermittlung in der Krankenhausreform überhaupt nicht berücksichtigt worden“, monierte die erneut wiedergewählte DGP-Präsidentin.
Immer noch nicht finanziell im Bundeshaushalt berücksichtigt sei auch die Suizidprävention. „Palliativversorgung trägt wesentlich zur Suizidprävention und auch zur Prävention des assistierten Suizids bei Menschen mit fortschreitenden Erkrankungen und am Lebensende bei“, verdeutlichte Bausewein. Lebensbegrenzend erkrankte Menschen mit Sterbe- und Todeswünschen seien jedoch nur eine Zielgruppe der absolut und dringend erforderlichen nationalen und flächendeckenden Suizidprävention.
Defizite sieht die DGP auch bei der ambulanten Palliativversorgung. „Wir müssen die Notfallversorgung stärker in den Blick nehmen: Es fehlt ein Bindeglied zu einer Adhoc-Palliativversorgung, wenn Notärztinnen und -ärzte auf schwerstkranke Menschen treffen“, sagte DGP-Geschäftsführer Heiner Melching. Häufig würden diese ins Krankenhaus gebracht, obwohl sie palliativversorgt zuhause bleiben könnten.
Leitmotiv des diesjährigen Kongresses der DGP ist „Wert(schätzung). Selbst(für)sorge. Gemeinsam.“ Dies verdeutliche die Idee der „sorgenden Gemeinschaften“. „Dies geht nur mit hoher Beteiligung engagierter Bürgerinnen und Bürgern im Verbund mit kommunalen und professionellen Strukturen vor Ort“, sagte Kongresspräsidentin Veronika Schönhofer-Nellessen.
Es sei wichtig, die Brücke zur Öffentlichkeit zu schlagen und Interessierte fachlich kompetent über Palliativversorgung und Möglichkeiten zur Unterstützung von schwerkranken Menschen zu informieren, ergänzte Kongresspräsident Roman Rolke.
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