Ärzteschaft

Fachgesellschaft äußert Sorgen um künftige Palliativversorgung

  • Donnerstag, 26. September 2024

Berlin/Aachen – Die Zukunft der Palliativversorgung ist nicht gesichert. Davor warnte die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) heute zum Auftakt ihres 15. Kongresses in Aachen.

„Im derzeitigen Entwurf des Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes ist weder der palliativmedizinische Versorgungsbedarf auf Palliativstationen hinlänglich abgebildet, noch finden sich die insbesondere für Kranken­häuser ohne Palliativstation außerordentlich wichtigen Palliativdienste dort wieder“, betonte DGP-Präsidentin Claudia Bausewein vor der Presse.

Es bestünde künftig das Risiko, dass schwerkranke Patientinnen und Patienten auf Normal- und Intensivstatio­nen nicht ausreichend palliativmedizinisch mitversorgt werden würden. Bereits jetzt sehe man einen Rückgang der Palliativstationen und befürchte, dass sich dies im Rahmen der anstehenden Krankenhausreform aufgrund eines falsch niedrig ermittelten Versorgungsbedarfs verschärfen werde, so Bausewein.

„Palliativdienste in Krankenhäusern, die auf Normal- und Intensivstationen Palliativpatientinnen und -patienten mitbetreuen und so zu einer frühzeitigen Integration der Palliativversorgung beitragen können, sind als Kenn­zahl für die stationäre Bedarfsermittlung in der Krankenhausreform überhaupt nicht berücksichtigt worden“, mo­nierte die erneut wiedergewählte DGP-Präsidentin.

Immer noch nicht finanziell im Bundeshaushalt berücksichtigt sei auch die Suizidprävention. „Palliativversor­gung trägt wesentlich zur Suizidprävention und auch zur Prävention des assistierten Suizids bei Menschen mit fortschreitenden Erkrankungen und am Lebensende bei“, verdeutlichte Bausewein. Lebensbegrenzend erkrankte Menschen mit Sterbe- und Todeswünschen seien jedoch nur eine Zielgruppe der absolut und dringend erfor­derlichen nationalen und flächendeckenden Suizidprävention.

Defizite sieht die DGP auch bei der ambulanten Palliativversorgung. „Wir müssen die Notfallversorgung stärker in den Blick nehmen: Es fehlt ein Bindeglied zu einer Adhoc-Palliativversorgung, wenn Notärztinnen und -ärzte auf schwerstkranke Menschen treffen“, sagte DGP-Geschäftsführer Heiner Melching. Häufig würden diese ins Krankenhaus gebracht, obwohl sie palliativversorgt zuhause bleiben könnten.

Leitmotiv des diesjährigen Kongresses der DGP ist „Wert(schätzung). Selbst(für)sorge. Gemeinsam.“ Dies verdeut­liche die Idee der „sorgenden Gemeinschaften“. „Dies geht nur mit hoher Beteiligung engagierter Bürgerinnen und Bürgern im Verbund mit kommunalen und professionellen Strukturen vor Ort“, sagte Kongresspräsidentin Veronika Schönhofer-Nellessen.

Es sei wichtig, die Brücke zur Öffentlichkeit zu schlagen und Interessierte fachlich kompetent über Palliativver­sorgung und Möglichkeiten zur Unterstützung von schwerkranken Menschen zu informieren, ergänzte Kon­gresspräsident Roman Rolke.

ER

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung