Ärzteschaft

Fachgesellschaft warnt vor Privatanbietern von Babyscreenings

  • Mittwoch, 18. Dezember 2024
/picture alliance, dpa, Stefan Sauer
/picture alliance, dpa, Stefan Sauer

Heidelberg/Mannheim – Mediziner warnen vor kommerziellen Anbietern von Neugeborenentests zum Erkennen schwerer Krankheiten. Die Unternehmen werben mit umfassenden Testmöglichkeiten, „bieten den Eltern bei Er­krankung ihres Kindes jedoch nicht die Verknüpfung mit den hierauf spezialisierten pädiatrischen Einrichtun­gen“, wie die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) kritisiert.

In Deutschland könnten durch das flächendeckende, kostenfreie erweiterte Neugeborenenscreening bereits we­nige Stunden nach der Geburt aktuell 19 seltene, aber schwerwiegenden Krankheiten erkannt werden – darunter Mukoviszidose und spinale Muskelatrophie. Dazu genüge eine Blutprobe aus der Ferse des Neugeborenen. Das Programm gewährleiste auch die direkte Anbindung an lebenswichtige Therapieprogramme, heißt es in einer Mitteilung der DGKJ.

Ab dem 13. Januar 2025 soll das Verfahren verbessert und die Zeit zwischen Probenentnahme und der Infor­mation der Eltern auf maximal 72 Stunden begrenzt werden. „Ziel ist es, die therapeutische Versorgung noch schneller und effizienter zu gestalten“, teilte die DGKJ mit.

Nach ihren Angaben drängen allerdings private Anbieter in diesen Bereich. „Die kostenpflichtigen Tests haben keinerlei Anbindung an die hochspezialisierten Behandlungsnetzwerke“, heißt in der Mitteilung der DGKJ. „Da­durch können wertvolle Stunden und Tage verloren gehen. Zudem mangelt es an Transparenz hinsichtlich der Testqualität und der Ergebnisse dieser privat angebotenen Verfahren.“

Dabei sei allerdings die Zeitfrage entscheidend beim Neugeborenenscreening. „Bei manchen Erkrankungen geht es innerhalb weniger Stunden um das Überleben des Kindes“, sagte Georg F. Hoffmann von der Screeningkom­mis­sion der DGKJ. „Jede Verzögerung der Behandlung erhöht das Risiko schwerwiegender Schädigungen.“

Seit Ende der 1960er-Jahre bieten Kliniken in Deutschland das Neugeborenenscreening kurz nach der Geburt an. Wissenschaftler in Heidelberg und Mannheim arbeiten derzeit an einem flächen­deckenden Konzept für ein ge­nomisches Neugeborenenscreening, bei dem auf Hunderte genetische Erkrankungen getestet werden kann. Am Universitätsklinikum Heidelberg wollen Forscher als Teil einer Studie von 2026 an ein genomisches Neugebore­nenscreening anbieten.

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung