Ärzteschaft

Fachgesellschaft warnt vor Verschlechterung der Diabetesversorgung

  • Mittwoch, 16. November 2022
/fovito, stock.adobe.com
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Berlin/Wiesbaden – Die Versorgungssituation der Menschen mit Diabetes in Deutschland wird sich möglicher­weise in den nächsten Jahren verschlechtern. Dies befürchtet Baptist Gallwitz von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).

Grund sei eine „Scherenproblematik“, sagte Gallwitz heute im Rahmen der Vorabpressekonferenz zur Diabetes Herbsttagung 2022. Diese erkläre sich dadurch, dass einerseits die Zahl der Menschen mit Diabetes stetig zu­nehme und andererseits mehr als die Hälfte der für diese Menschen in der ambulanten Versorgung tätigen Ärzte weit älter als 50 Jahre sei und es Nachwuchsprobleme gebe.

Auch im stationären Sektor werde es zunehmend Engpässe in der Versorgung geben, so Gallwitz, stellvertre­ten­der Direktor der Medizinischen Klinik IV (Endokrinologie, Diabetologie, Angiologie, Nephrologie) am Uni­versitätsklinikum Tübingen.

Jeder fünfte Patient im Krankenhaus habe – teils unerkannten – Diabetes. Demgegenüber stünden immer weniger Betten in endokrinologischen beziehungsweise diabetologischen Fachabteilungen in den Kranken­häusern.

Der Diabetesexperte verwies darauf, dass im Jahr 2017 noch 913 entsprechende Betten zur Verfügung gestan­den hätten, diese Zal bis 2019 aber auf 501 abgesunken sei. Hier müsse man gesundheitspolitisch nachsteu­ern.

Die sinkende Bettenzahl habe nämlich auch zur Folge, dass weniger Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in der Diabetologie für Menschen in diabetesbezogenen Gesundheitsberufen in allen Versorgungsebenen zur Verfügung stehen werden.

Um den Standard der Diabetesversorgung in Deutschland zu halten und eine Verschlechterung der Versor­gungs­situation zu vermeiden, müssten in der Versorgungslandschaft die Strukturvoraussetzungen für die transsektorale Versorgung auf allen Ebenen verbessert, die epidemiologische Scherenproblematik bewusst gemacht und Maßnahmen zur Verbesserung umgesetzt werden.

Dies betreffe insbesondere die dringend notwendige Nachwuchsrekrutierung. Zudem bleibe auch bei der Früherkennung und -behandlung „viel zu tun“, betonte Gallwitz.

aha

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