Fachgesellschaft will deutlich strengere Regeln für Tabak-, Nikotin- und Vape-Produkte

Wiesbaden/Genf – Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) fordert die Politik auf, deutlich strenger gegen für Tabak-, Nikotin- und Vape-Produkte vorzugehen. „Rauchen und Vapen schädigen den Körper direkt, vervielfachen das Risiko für viele Erkrankungen und können außerdem bestehende Erkrankungen weiter verschlechtern“, erklärte die Vorsitzende der DGIM, Dagmar Führer-Sakel, anlässlich der Tabak-Konferenz der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Mitte November in Genf.
„Die schädliche Wirkung von Nikotinprodukten ist hinlänglich belegt. Durch konsequente Prävention könnte sehr viel Leid vermieden werden“, betonte Führer-Sakel, die Direktorin der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel am Universitätsklinikum Essen ist.
Neben den gesundheitlichen Folgen weist die DGIM auf die erheblichen volkswirtschaftlichen Belastungen hin. Zwar bringe die Tabaksteuer dem Staat jährlich rund 15 Milliarden Euro ein, dem stünden laut Deutschem Krebsforschungszentrum jedoch direkte Kosten von über 30 Milliarden Euro für Behandlungen, Medikamente oder Pflegebedarf gegenüber, die sich auf das Rauchen zurückführen lassen. Alle Folgekosten des Tabakkonsums hinzugerechnet, verursache das Rauchen jährlich sogar einen volkswirtschaftlichen Schaden von fast 100 Milliarden Euro.
„Im Vordergrund steht das vermeidbare menschliche Leid, aber wir könnten auch unser Gesundheitswesen entscheidend entlasten, wenn wir konsequentere Maßnahmen zum Schutz unserer Bevölkerung vor dem Rauchen und Dampfen ergreifen würden“, sagte der DGIM-Generalsekretär Georg Ertl.
Dabei müssten Werbeverbote und Verkaufsbeschränkungen für Rauch- und Vaping-Produkte mit einem Ausbau von Aufklärungs- und Entwöhnungsangeboten einhergehen. Die DGIM und ihre Schwerpunktgesellschaften fordern auch ein Verbot von Aroma-Stoffen, die junge Menschen für Nikotin-Produkte ködern sollen und darüber hinaus im Verdacht stehen, nach Erhitzen krebserregend zu sein.
Am vergangenen Montag hat die elfte Konferenz der Staaten begonnen, welche die Anti-Tabak-Konvention der WHO unterzeichnet haben. Die Vertreterinnen und Vertreter von 183 Staaten beraten, wie sie den Tabakkonsum wirksam begrenzen können. Ein wichtiges Thema ist dabei die Lobbyarbeit der Tabakkonzerne, die sich zunehmend an jüngere Menschen richtet.
Die WHO-Tabakkonferenz setzt aus Sicht der DGIM ein wichtiges Signal für einen stärkeren globalen Einsatz gegen tabak- und nikotinbedingte Erkrankungen. „Deutschland sollte diesen Impuls aufgreifen und insbesondere bei jungen Menschen Chancen für die Prävention nutzen“, so Ertl.
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