Familien mit Frühgeborenen brauchen nach Klinikphase weiter Betreuung

Berlin – Auf die Bedeutung der medizinischen und psychosozialen Betreuung von Eltern mit Frühgeborenen hat die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) hingewiesen. „Durch die Summe der Belastungen für die Eltern besteht die Gefahr, Wichtiges bei der Versorgung des Frühgeborenen zu übersehen“, erklärte der Präsident der Fachgesellschaft, Bernd Tillig. Er ist Chefarzt der Klinik für Kinderchirurgie, Neugeborenenchirurgie und Kinderurologie am Vivantes Klinikum Neukölln.
Frühgeborenen Kindern drohten vielfältige gesundheitliche Risiken wie Atemstillstand, Unterzuckerung, Gelbsucht bis hin zum plötzlichen Kindstod (SIDS). Die Organfunktionen wie selbstständige Atmung, Temperaturregulation, Kreislauf und Stoffwechselfunktionen seien oft noch nicht ausgereift und stabil. Auch das Stillen klappt laut der Fachgesellschaft oft nicht von Beginn an, mitunter auch gar nicht.
Die ständige Alarmbereitschaft, zahlreiche Nachsorgetermine für das Frühgeborene und oft auch existenzielle Sorgen forderten die Familien zusätzlich. Durch die Belastungen gerate das Familiengefüge häufig aus dem Lot – die Beziehung zum Partner leide, Geschwisterkinder kämen zu kurz. „Die sozialmedizinische Nachsorge ist ein außerordentlich wichtiger Bestandteil der Behandlung von Frühgeborenen, denn sie sichert den Erfolg unserer Arbeit in der Klinik“, betonte Tillig.
Dafür erstelle ein Team aus Kinderärzten, Psychologen, Case Managern, Heil- und Sozialpädagogen bei der Entlassung einen individuellen Hilfeplan, leite Eltern zur speziellen Pflege an, biete psychologische Betreuung und berate mitunter dabei, finanzielle Unterstützung zu beantragen. Zudem verkürze sie oft den Klinikaufenthalt und helfe, unnötige Notaufnahmebesuche und erneute stationäre Aufnahmen zu vermeiden.
Allerdings reichten die bewilligten Stunden häufig nicht aus, um den Familien bestmöglich zu helfen, sagte Petra Grieben, Case Managerin und Expertin in der sozialmedizinischen Nachsorge von Frühgeborenen am Kindergesundheitshaus in Berlin. „Diese Finanzierungslücken schließen wir durch Zuschüsse der Jugendhilfe oder Spenden“, berichtet sie.
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