Neonatologen fordern ausreichend Pflegepersonal in der Frühgeborenenmedizin
Berlin – Rund 60.000 Kinder werden in Deutschland jedes Jahr zu früh geboren, 6.000 von ihnen sogar so früh, dass sie nach der Geburt intensivmedizinische Betreuung benötigen. Innerhalb einer Generation haben sich die Überlebenschancen dieser Extremfrühchen von zehn auf 90 Prozent erhöht. Das berichtet die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI).
„Besonders wichtig für die Patienten ist das Pflegepersonal. Die betreuende Fachkinderkrankenschwester für Pädiatrie und Intensivmedizin hat mit Abstand den häufigsten Blick- und Handkontakt mit den kleinen Patienten. Sie muss ihre Arbeit ohne zu großen Zeitdruck ausüben können, geschult und erfahren sein und sich die Freude an ihrem Beruf erhalten können“, sagte der künftige Präsident der Fachgesellschaft, Gerhard Jorch.
Er betonte, gesund überlebende Frühgeborene hätten eine normale Lebenserwartung und seien uneingeschränkt leistungsfähig. Nachuntersuchungen zeigten, dass sie in der weit überwiegenden Mehrheit langfristig beruflich und sozial voll integriert seien. „Eine hochwertige Frühgeborenenintensivmedizin ist Merkmal einer jeden hochentwickelten Gesellschaft“, so Jorch.
Auch die Unterstützung im familiärem Umfeld ist wichtig
Die Fachgesellschaft betont, die Betreuung von Frühgeborenen beschränke sich nicht auf die Intensivmedizin nach der Geburt. Wissenschaftliche Studien haben laut der DIVI gezeigt, dass die Unterstützung im familiären Umfeld das Schicksal eines Frühgeborenen genauso stark beeinflusst wie eine niedrige Komplikationsrate während der intensivmedizinischen Behandlung. Deshalb würden heute Familienmitglieder bereits auf der Intensivstation in die Betreuung ihres Kindes mit einbezogen. „Das erfordert besondere bauliche und organisatorische Voraussetzungen und eine spezielle Schulung des medizinischen Personals“, hieß es aus der Fachgesellschaft.
Frühgeborenen- und Erwachsenen-Intensivmedizin vom Personalschlüssel gleichsetzen
In einem Strukturpapier zur Intensivmedizin hat die DIVI gefordert, die Frühgeborenen-Intensivmedizin gleichberechtigt mit der Erwachsenen-Intensivmedizin zu behandeln. Dazu gehöre, dass auf einer Intensivstation eine Pflegekraft nicht mehr als zwei Patienten gleichzeitig versorgen dürfe, besonders pflegeaufwendige Intensivpatienten eine eigene Pflegekraft benötigten und in Sonderfällen sogar zeitweilig zwei Pflegekräfte für einen Patienten erforderlich seien.
„Fachkrankenschwestern und -pfleger stellen sich gerne den besonderen Herausforderungen auf der Intensivstation. Wir können aber auf Dauer unsere Arbeit nur fachlich verantworten, wenn die dazu notwendigen Rahmenbedingungen, wie von der DIVI gefordert, zur Verfügung stehen“, sagte Klaus Notz, ebenfalls Präsidiumsmitglied der DIVI und Vertreter der nichtärztlichen Mitglieder.
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