Fast alle Kinder im Gazastreifen sind psychisch krank

Berlin – Fast alle Kinder im abgeriegelten und umkämpften Gazastreifen sind einer Befragung der Hilfsorganisation Save the Children zufolge psychisch krank. 95 Prozent der Kinder in dem Palästinensergebiet litten unter Depressionen, seien hyperaktiv, aggressiv oder zögen sich zurück, heißt es in einem heute von der Kinderrechtsorganisation vorgelegten Bericht. Viele Jungen und Mädchen wiesen demnach Stresssymptome wie Albträume (63 Prozent) und Schlafprobleme (68 Prozent) auf.
Angst vor Bomben, die Bedrohung durch den Konflikt mit Israel und die „dauerhaft unsichere politische Situation“ seien die Hauptursachen für den Stress der Kinder, erklärte Save the Children. Dieser Ansicht seien auch 60 Prozent der Eltern und anderen Sorgeberechtigten. Der Analyse zufolge sagten 78 Prozent bei der Befragung, dass ihnen Flugzeuggeräusche am meisten Angst machten. Manche Kinder hätten angegeben, nachts nicht schlafen zu wollen, um sich vor Albträumen zu schützen.
Mehr Hilfe nötig
Dennoch zeigten viele Jungen und Mädchen auch „Anzeichen von psychischer Widerstandsfähigkeit“, berichtete die Hilfsorganisation weiter. Mehr als 80 Prozent der Befragten hätten angegeben, dass sie mit Familie und Freunden über ihre Probleme sprechen könnten. 90 Prozent fühlten sich demnach durch ihre Eltern unterstützt.
„Die Kinder in Gaza sind widerstandsfähig, aber sie brauchen dringend mehr Hilfe, um ihre traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten“, erklärte Jennifer Moorhead, Direktorin von Save the Children in den Palästinensergebieten. Die internationale Gemeinschaft müsse die Hilfen erhöhen und psychosoziale Unterstützungsprogramme in Schulen und Gemeinden anbieten.
Die Befragung von 150 Jungen und Mädchen und 150 Sorgeberechtigten in dem Küstenstreifen war laut der Hilfsorganisation noch vor der jüngsten Eskalation der Kämpfe zwischen radikalislamischen Palästinensermilizen und der israelischen Armee vorgenommen worden. Seit Monaten protestieren Bewohner des Gazastreifens nahe dem Grenzzaun zu Israel. Seit Beginn der Demonstrationen tötete die israelische Armee nach palästinensischen Angaben mehr als 120 Palästinenser.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: