Fast jeder Schmerzpatient fühlt sich stigmatisiert

Mannheim – Mehr als 90 Prozent der Patienten mit einer Schmerzerkrankung erleben offenbar Stigmatisierung. Das geht aus einer Befragung hervor, die heute in Mannheim vorgestellt wurde. Dort hatte zuvor der Deutsche Schmerzkongress stattgefunden.
Die häufigsten Krankheitsbilder, von denen die Befragten betroffen sind, sind demnach Migräne, chronische Schmerzen und Fibromyalgie, also eine Störung der Schmerzwahrnehmung.
Die Symptome seien jeweils nicht sichtbar, erklärte die Vorsitzende der Unabhängigen Vereinigung aktiver Schmerzpatienten Schmerzlos, Heike Norda. „Menschen, die an unsichtbaren Krankheiten leiden, stehen vor einer doppelten Herausforderung: Die Schmerzen selbst und das ständige Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen.“
27 Prozent erklärten, ihnen werde im sozialen Umfeld signalisiert, dass sie an ihrer Erkrankung selbst Schuld seien. 43 Prozent gaben an, dass die eigene Familie ihnen manchmal das Gefühl gebe, sie würden übertreiben. Dies verstärke die Belastung und führe mitunter zu Isolation, warnte Norda. „Wir müssen diese unsichtbaren Barrieren abbauen.“
Eine große Mehrheit der Befragten berichtete dies auch aus medizinischen Zusammenhängen. Knapp 84 Prozent hatten demnach schon einmal das Gefühl, dass ihnen ein Arzt oder eine medizinische Fachkraft nicht geglaubt habe. Ein gutes Drittel (34,1 Prozent) haben nach eigenen Worten schon einmal aus Scham einen Arztbesuch hinausgezögert oder ganz vermieden.
Ein Viertel der Befragten bezieht laut Angaben Erwerbsminderungsrente, ein weiteres Fünftel ist in Teilzeit tätig. Dies zeige, dass die Erkrankungen auch auf das Arbeits- und Sozialleben der Betroffenen massive Auswirkungen hätten. Sowohl in der medizinischen Betreuung als auch in der Öffentlichkeit brauche es eine Sensibilisierung, so Norda. „Missverständnisse und Mythen über neurologische Erkrankungen und Schmerzerkrankungen müssen ausgeräumt werden.“
An der nicht repräsentativen Umfrage beteiligten sich 1.204 Personen, wie es hieß, mehr als 90 Prozent von ihnen Frauen. Durchführt wurde sie vom Arbeitskreis Patientenorganisationen der Deutschen Schmerzgesellschaft. Er vertritt die Migräne Liga, die Deutsche Fibromyalgie Vereinigung, das CRPS Netzwerk, die Unabhängige Vereinigung aktiver Schmerzpatienten Schmerzlos sowie die Deutsche Restless Legs Vereinigung.
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