Politik

Faxen muss härter bestraft werden

  • Mittwoch, 5. Juni 2019
/Nomad_Soul, stockadobecom
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Berlin – Der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, hat die Geschäftsführer deutscher Krankenhäuser dazu aufgerufen, die Digitalisierung der Häuser als Chance zu nutzen, um in Zeiten des Fachkräftemangels als Arbeitge­ber attraktiver zu werden. Die Digitalisierung könne zum Beispiel dazu beitragen, die ausufernden Qualitätsvorgaben zu erfüllen, ohne die Mitarbeiter zu überlasten, sagte Gaß auf der DKG-Informationsveranstaltung „Digitalisierungsimpuls Krankenhaus“ heute in Berlin.

Er betonte jedoch, dass die Krankenhäuser die für die Ausstattung mit IT notwendigen Finanzmittel von den Bundesländern erhalten müssten. „In den DRGs sind keine Mittel für Investitionen in die Digitalisierung enthalten“, hob er hervor. „Für die Investitionen sind die Bundesländer verantwortlich. Doch sie kommen ihrer Verantwortung nicht nach.“ Und den Krankenhäusern sei es nicht möglich, „Millionen und Milliarden aus den Betriebs- und den Personalkosten abzuzwacken“. Gaß forderte Bund, Bundes­länder und Krankenkassen auf, das Problem zügig gemeinsam anzugehen.

Sorge vor Angeboten chinesischer Firmen

Gottfried Ludewig, Abteilungsleiter Digitalisierung im Bundesgesundheitsministerium (BMG), pflichtete Gaß bei, dass die Bundesländer für die Investitionen in die Digita­li­sierung aufkommen müssten. Und er betonte, dass die Umstellung schnell erfolgen müsse. „Wir brauchen eine höhere Geschwindigkeit bei der Digitalisierung“, sagte er. „Unsere große Sorge ist, dass von außen Veränderungsprozesse angestoßen werden, auf die wir dann keinen Einfluss mehr haben.“

Davor warnte auch der Geschäftsführer Finanzmanagement, Infrastruktur und Digita­lisierung bei dem kommunalen Krankenhausträger Vivantes aus Berlin: Wenn ameri­kanische oder chinesische Firmen den Deutschen das Angebot machten, eine mithilfe von Künstlicher Intelligenz erhaltene medizinische Einschätzung zu geben, werde das niemand aufhalten können – weil das Angebot besser sei als das, was in Deutschland angeboten werden könne.

In kleinen, schnellen Schritten fortbewegen

Ludewig kritisierte, dass in der Vergangenheit viel Zeit verloren worden sei, weil es keine klaren Verantwortlichkeiten gegeben habe. Deshalb habe die Bundesregierung im Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) nun die Kassenärztliche Bundes­vereinigung (KBV) benannt, um die medizinischen Standards bei der Telematik­infra­struktur vorzugeben. Zugleich betonte Ludewig, „dass wir aufhören müssen zu glauben, dass wir sofort im ersten Schritt das beste System errichten können“. Die digitale Welt entwickle sich stattdessen in kleinen, schnellen Schritten.

Er wies jedoch allerdings darauf hin, dass viele Krankenhäuser in Deutschland die Digitalisierung schon mit Erfolg nutzten. „Es gibt aber auch noch Beispiele, wo zwei Stationen eines Krankenhauses nicht digital miteinander kommunizieren können“, betonte er und erklärte, dass das Thema Investitionen in die Krankenhaus-IT auch mit der Weiterentwicklung der Krankenhausstrukturen in Zusammenhang stehe.

Krahmer rief die Politik dazu auf, mit mehr Energie gegen veraltete Technik vorzu­gehen. Er kritisierte, dass viele Ärzte nach wie vor über das Fax kommunizierten, weil die Sanktionen in diesem Bereich nicht hart genug seien. Zudem rief er Politik und Selbstverwaltung dazu auf, ein Zielbild einer anzustrebenden Digitalisierung im Ge­sundheitswesen zu entwerfen.

Auch in dänischen Krankenhäusern gibt es Probleme

Die deutsche Krankenhauslandschaft wird häufig mit der dänischen verglichen, die vor einigen Jahren von der Politik auf 32 Krankenhäuser konzentriert wurde. „Hinter der extremen Konsolidierung in Dänemark steckt natürlich auch ein Steuerungsmodell für den Patienten“, sagte Sven Meister vom Fraunhofer-Institut für Software- und System­technik.

Denn in Dänemark entscheide der Hausarzt, ob ein Patient berechtigt sei, ein Kran­kenhaus aufzusuchen. Mit der Reform in Dänemark sei auch das Ziel verbunden, die Verweildauer im Krankenhaus zu senken. Während die Verweildauer in Deutschland bei 8,9 Tagen liege, liege sie in Dänemark derzeit bei 5,4 Tagen. Angestrebt seien noch weniger, so Meister. Allerdings seien dahinter auch Sekundärstrukturen ge­schaltet.

Auch im dänischen System könne es aber zu Problemen kommen, berichtete er. So hätten im vergangenen Herbst im Universitätsklinikum Aarhus 250 Operationen abge­sagt werden müssen, weil nicht ausreichend sterile Operationsgeräte zur Verfügung standen.

fos

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