FDA: Jedes dritte neue Medikament erhält Sicherheitswarnung nach der Zulassung

New Haven – Die US-Arneimittelbehörde FDA veröffentlicht zu fast jedem dritten Medikament in den ersten Jahren nach der Zulassung eine Sicherheitswarnung. Marktrücknahmen waren zuletzt jedoch die Ausnahme, weshalb die Autoren einer Studie im amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2017; 317: 1854-1863) insgesamt ein positives Fazit ziehen.
In den Jahren 2001 bis 2010 sind in den USA 222 neuartige Medikamente zugelassen worden. Zu 71 davon veröffentlichte die FDA in den folgenden Jahren 123 Sicherheitswarnungen. Darunter waren 59 sogenannte „Drug Safety Communications“, die allgemein auf Sicherheitsprobleme aufmerksam machen. In 61 Fällen veranlasste die FDA einen umrahmten Warnhinweis in den Fachinformationen, der in der Regel auf lebensgefährliche Nebenwirkungen hinweist.
In drei Fällen wurde ein Medikament wegen Sicherheitsrisiken vom Markt genommen: Das nichtsteroidale Antiphlogistikum Valdecoxib und der 5-HT4-Agonist Tegaserod (zur Behandlung des Reizdarmsyndroms) wegen kardiovaskulärer Risiken und der monoklonale Antikörper Efalizumab (zur Behandlung der Psoriasis) wegen des Risikos einer progressiven multifokalen Leukenzephalopathie.
Für ein Team um Joseph Ross von der Yale Universität in New Haven/Connecticut, das die Daten zusammengestellt hat, ist der Leistungsausweis der FDA insgesamt positiv. Die Tatsache, dass so viele Sicherheitswarnungen ausgegeben wurden, zeige, dass die FDA eine gute Arbeit leiste und ihrer Aufgabe nachkomme, die Sicherheit der Wirkstoffe auch nach der Zulassung zu beobachten.
Dies ist notwendig, weil die Hersteller bemüht sind, die Zahl der Studienteilnehmer und die Dauer der Studien zu begrenzen. Die Regel sind weniger als tausend Teilnehmer und eine Beobachtungszeit von weniger als einem halben Jahr. Einige Nebenwirkungen treten seltener auf und werden oft erst später bemerkt. Die durchschnittliche Dauer bis zur Veröffentlichung der Sicherheitshinweise lag bei 4,2 Jahren.
Der Gesetzgeber legt der FDA bestimmte Fristen auf, in der eine Entscheidung erfolgen muss. Der Termindruck kann bei der FDA zu Ungenauigkeiten führen, und tatsächlich waren Medikamente, die erst kurz vor Ablauf einer Frist zugelassen wurden, fast doppelt so häufig von späteren Sicherheitshinweisen betroffen.
Ross ermittelte eine relative Inzidenzrate (IRR) von 1,90, die mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 1,19 bis 3,05 statistisch signifikant war. Auch eine beschleunigte Zulassung, die die FDA Wirkstoffen zubilligt, die eine therapeutische Lücke füllen, war häufiger mit späteren Sicherheitsrisiken verbunden (IRR 2,20; 1,15-4,21).
Anfällig für Sicherheitshinweise waren auch Biologika (IRR 1,93; 1,06-3,52) und psychiatrische Medikamente (IRR 3,78; 1,77-8,06). Interessanterweise war eine schnelle Bearbeitungszeit (von weniger als 200 Tagen) mit einem verminderten Sicherheitsrisiko assoziiert. Offenbar sind Wirkstoffe, deren Risikoeinschätzung einfach ist, manchmal auch die sichersten Medikamente.
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