Finanzierung der Pflege durch Ausbau des Pflegevorsorgefonds angeregt

Gütersloh – Die Bertelsmann-Stiftung setzt sich für einen „Generationenausgleich“ innerhalb des solidarischen Systems der Pflegeversicherung gefordert. Angesichts der sich abzeichnenden Mehrausgaben in diesem Bereich reiche der heutige Pflegevorsorgefonds ebenso wenig aus wie eine von der Versicherungswirtschaft vorgeschlagene stärkere Privatvorsorge, hieß es in einem heute in Gütersloh veröffentlichten Report der Stiftung. Nötig seien andere Wege zur Entlastung jüngerer Beitragszahler.
Die Bertelsmann-Stiftung favorisiert eine Kombination aus einer frühzeitigen „moderaten“ Beitragssatzerhöhung und einem über die Jahre allmählich steigenden Bundeszuschuss zu dem bereits existierenden Pflegevorsorgefonds, um den durch demografische Trends und Preissteigerungen künftig steigenden Finanzbedarf der sozialen Pflegeversicherung zu decken. Dadurch soll vermieden werden, dass dieser später allein von der jüngeren Generation zu tragen wäre.
Die Stiftung verwies dabei auf Prognoseberechnungen des Wirtschaftsforschungsinstituts Prognos im eigenen Auftrag, wonach der Beitragssatz zur Pflegeversicherung von heute rund drei Prozent bis 2050 im ungünstigsten Szenario auf knapp unter fünf Prozent steigen könnte, sofern vorher kein ergänzender Lastenausgleich zwischen den Generationen erfolgt. Die Stiftung sieht darin auch einen Beitrag zur gerechteren Beteiligung von leistungsfähigeren Bürgern.
„Wir brauchen bei der Pflege einen neuen Generationenausgleich innerhalb des solidarischen Umlagesystems“, erklärte Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Experten erwarten wegen der alternden Bevölkerung, eines steigenden Pflegebedarfs und einer besseren Entlohnung der Pflegekräfte stark steigende Kosten in der Pflege. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will deshalb im Frühjahr ein Finanzkonzept vorstellen.
Als „beste Lösungsvariante“, um den Ausgabensteigerungen zu begegnen und zugleich mehr Generationengerechtigkeit zu schaffen, bezeichnet die Studie eine vorgezogene, moderate Anhebung des Beitragssatzes zusammen mit einem über die Jahre steigenden Zuschuss aus Steuermitteln.
Dieser Bundeszuschuss läge zu Beginn bei jährlich 9,6 Milliarden Euro und würde bis 2050 auf 24,5 Milliarden Euro steigen. Die zunächst überschüssigen Mittel könnten in den bereits existierenden Pflegevorsorgefonds fließen und dazu dienen, den Beitragssatz bis 2050 stabil bei 3,5 Prozent zu halten. Durch den Ausbau des Fonds würden die künftigen Generationen am wenigsten zusätzlich belastet.
Die Einführung eines Steuerzuschusses würde laut Studie auch dazu führen, dass Beamte, Selbstständige und Besserverdienende oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze mit herangezogen würden. Diese sind heute oftmals privat versichert und somit dem Solidarausgleich entzogen.
„Unabhängig davon müssen wir uns bei der Pflege- wie bei der Krankenversicherung fragen, ob die Aufspaltung in ein gesetzliches und privates Versicherungssystem noch zeitgemäß ist“, sagte Mohn.
Mit Blick auf den steigenden Fachkräftebedarf in der Pflege empfiehlt die Studie eine bessere Entlohnung, eine angemessene Personalausstattung und mehr Selbstbestimmung der Pflegenden, auch im Vergleich mit anderen Gesundheitsberufen. Notwendig sei auch eine größere Vielfalt bei den Pflegeberufen, insbesondere mehr akademisch gebildete Pflegekräfte.
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