Ausland

Frankreich will ärztliche Schweigepflicht bei Gewalt gegen Frauen lockern

  • Montag, 25. November 2019
Premierminister Edouard Philippe (re.) und Cyril Chabanier (li., CFTC) während eines Meetings im Hotel Matignon in Paris am internationalen Tag gegen Gewalt /picture alliance, abaca
Premierminister Edouard Philippe (re.) spricht mit Cyril Chabanier (li., CFTC) während eines Meetings im Hotel Matignon in Paris am internationalen Tag gegen Gewalt /picture alliance, abaca

Paris – Zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen hat Frankreich einen 30-Punk­te-Plan vorgelegt. Er sieht unter anderem eine Lockerung der ärztlichen Schweigepflicht und verschärfte Gesetze gegen Gewalttäter vor, wie Premierminister Edouard Philippe heute in Paris ankündigte. Es gehe darum, „Leben zu retten“, sagte Philippe.

Künftig sollten französische Ärzte ihr Schweigegelübde brechen können, wenn „unmittel­bare Gefahr für das Opfer besteht“, heißt es in dem Plan der Regierung, der rund zwei­mo­natigen Beratungen mit Frauenverbänden folgt.

Bisher schlägt bei häuslicher Gewalt in nur fünf Prozent der Fälle das Gesundheitsperso­nal Alarm. Die Regierung will es den Opfern zudem ermöglichen, direkt im Krankenhaus Anzeige zu erstatten, wie sie zuvor bereits angekündigt hatte.

Zudem soll es künftig unter bestimmten Umständen strafbar sein, „psychologischen Druck“ auf Frauen auszuüben – denn dieser gehe „körperlicher Gewalt oft voraus“, sagte Philippe.

Die Staatssekretärin für Gleichstellung, Marlène Schiappa, kündigte zudem die Einrich­tung von speziellen „Männerhäusern“ an, in die Gewalttäter aufgenommen werden sollen, damit nicht die Frauen die gemeinsame Wohnung verlassen müssen.

Nach Recherchen der Nachrichtenagentur afp gab es in diesem Jahr mindestens 117 so­genannte Femizide in Frankreich, also Tötungen durch Ehemänner oder Lebensgefährten. Vorgestern waren in Paris und anderen Städten zehntausende Menschen gegen Gewalt an Frauen auf die Straße gegangen.

afp

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