Frankreichs Justiz leitet Ermittlungen wegen Depakine gegen Sanofi ein

Paris – Die französische Justiz hat wegen des Epilepsie-Medikaments Depakine ein Ermittlungsverfahren gegen den Pharmakonzern Sanofi eingeleitet. Dies teilte das Unternehmen gestern Abend mit. Das Arzneimittel enthält den Wirkstoff Valproat, der bei der Einnahme durch Schwangere potenziell Missbildungen bei den Föten verursachen kann. Valproat wird auch in Deutschland verkauft.
In den Ermittlungen geht es nach Angaben von Sanofi um die Vorwürfe der „schweren Irreführung“ und der „fahrlässigen Körperverletzung“. Das französische Unternehmen bezeichnete die Ermittlungen als Gelegenheit, um zu zeigen, dass es bei dem Medikament seine „Informationspflichten erfüllt“ habe.
Depakine wird seit 1967 in Frankreich vertrieben. Verordnet wird das Arzneimittel nicht nur gegen Epilepsie, sondern auch gegen bipolare Störungen. Die Gefahr von Missbildungen bei Babys ist seit Anfang der 1980er-Jahre bekannt.
Betroffene Familien sind juristisch gegen Sanofi vorgegangen. Sie werfen dem Konzern vor, Schwangere nicht hinreichend informiert zu haben. Das eingeleitete Verfahren kann am Ende zu einem Strafprozess führen, falls die Ermittler ausreichend Beweise sehen. Andernfalls können sie das Verfahren auch wieder einstellen.
Seit 2015 darf das auch in Generika enthaltene Valproat in Frankreich schwangeren Frauen oder Frauen in gebärfähigem Alter nur noch verschrieben werden, wenn andere Medikamente nicht anschlagen.
Laut einer Schätzung der französischen Arzneimittelaufsichtsbehörde ANSM vom April 2017 kamen bis zu 4.100 Kinder in Frankreich wegen Valproat mit schweren Missbildungen zur Welt.
Demnach haben Frauen, die während der Schwangerschaft Valproat einnehmen, ein vierfach erhöhtes Risiko, ein Kind mit schweren Missbildungen zur Welt zu bringen. 2016 entschied das französische Parlament, das Opfer des Medikaments entschädigt werden.
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