Ausland

Frankreichs Justiz leitet Ermittlungen wegen Depakine gegen Sanofi ein

  • Dienstag, 4. Februar 2020
/dpa
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Paris – Die französische Justiz hat wegen des Epilepsie-Medikaments Depakine ein Er­mitt­lungsverfahren gegen den Pharmakonzern Sanofi eingeleitet. Dies teilte das Unter­neh­men gestern Abend mit. Das Arzneimittel enthält den Wirkstoff Valproat, der bei der Einnahme durch Schwangere potenziell Missbildungen bei den Föten verursa­chen kann. Valproat wird auch in Deutschland verkauft.

In den Ermittlungen geht es nach Angaben von Sanofi um die Vorwürfe der „schweren Irre­führung“ und der „fahrlässigen Körperverletzung“. Das französische Unternehmen be­zeichnete die Ermittlungen als Gelegenheit, um zu zeigen, dass es bei dem Medikament seine „Informationspflichten erfüllt“ habe.

Depakine wird seit 1967 in Frankreich vertrieben. Verordnet wird das Arzneimittel nicht nur gegen Epilepsie, sondern auch gegen bipolare Störungen. Die Gefahr von Missbildun­gen bei Babys ist seit Anfang der 1980er-Jahre bekannt.

Betroffene Familien sind juris­tisch gegen Sanofi vorgegangen. Sie werfen dem Konzern vor, Schwangere nicht hinrei­chend informiert zu haben. Das eingeleitete Verfahren kann am Ende zu einem Strafprozess führen, falls die Ermittler ausreichend Beweise sehen. Andernfalls können sie das Verfahren auch wieder einstellen.

Seit 2015 darf das auch in Generika enthaltene Valproat in Frankreich schwangeren Frau­en oder Frauen in gebärfähigem Alter nur noch verschrieben werden, wenn andere Medi­kamente nicht anschlagen.

Laut einer Schätzung der französischen Arzneimittelaufsichtsbehörde ANSM vom April 2017 kamen bis zu 4.100 Kinder in Frankreich wegen Valproat mit schweren Missbildun­gen zur Welt.

Demnach haben Frauen, die während der Schwangerschaft Valproat ein­neh­men, ein vier­fach erhöhtes Risiko, ein Kind mit schweren Missbildungen zur Welt zu bringen. 2016 ent­schied das französische Parlament, das Opfer des Medikaments ent­schädigt werden.

afp/dpa

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