Medizin

Frisches Obst schützt vor Herz-Kreislauf-Erkran­kungen und Tod

  • Donnerstag, 7. April 2016
Uploaded: 18.12.2014 16:22:23 by mis
dpa

Peking – Mehr als eine halbe Million Todesfälle an Herz-Kreislauf-Erkrankungen könnten jährlich in China vermieden werden, wenn die Bevölkerung täglich frisches Ost essen würde. Zu diesem Ergebnis kommt eine prospektive Kohortenstudie im New England Journal of Medicine (2016; 374: 1332-1343).

Frisches Obst enthält eine Reihe von Antioxidantien und verschiedene bioaktive Phytochemikalien, die Herz und Blutgefäße jung halten. Auch der hohe Kaliumgehalt und die Ballaststoffe könnten eine gesunde Ernährung unterstützen und der Entwicklung von Hypertonie und Typ 2-Diabetes entgegenwirken. Mehrere prospektive Beobachtungsstudien haben tatsächlich gezeigt, dass Menschen, die Obst essen, seltener einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleiden. Diese Studien wurden jedoch in der Regel in westlichen Ländern durchgeführt, und es war unklar, ob die Ratschläge auch auf China übertragbar sind.

Die China Kadoorie Biobank Studie liefert jetzt erstmals Zahlen für China. Sie sind aus zwei Gründen auch für westliche Länder interessant. Zum einen essen nur wenige Chinesen regelmäßig Obst. Dies erleichtert die Gegenüberstellung von Menschen mit und ohne Obstkonsum und verspricht deshalb klarere Ergebnisse. Zum anderen verzehren Chinesen Obst in der Regel roh, während die Früchte in Europa häufiger in Backwaren oder anderen Fertiggerichten enthalten sind.

Ernährungswissenschaftler gehen davon aus, dass der Verzehr von rohem Obst gesünder ist, weil die protektiven Inhaltsstoffe durch das Erhitzen leicht zerstört werden. Ein dritter Vorteil der Studie ist die hohe Teilnehmerzahl: Mehr als eine halbe Million Chinesen im Alter von 30 bis 79 Jahren wurden ausführlich nach ihren Ernährungs­gewohnheiten befragt. Das Team um Liming Li von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking hat danach in den Sterberegistern sowie in etlichen Krankenregistern nach den Namen der Teilnehmer gesucht.

Die Ergebnisse dürften die Erwartungen der Ernährungswissenschaftler voll und ganz erfüllen. Schon bei der Befragung machten Chinesen, die täglich Obst verzehrten, einen gesünderen Eindruck. Ihr systolischer Blutdruck war im Durchschnitt um 4,0 mm Hg niedriger als beim Rest der Bevölkerung. Auch der Blutzuckerspiegel war um 9,0 mg/dl niedriger. Und nach einer Nachbeobachtungszeit von 3,2 Millionen Personenjahren war auch ein eindeutiger Einfluss auf Herzkreislauferkrankungen nachweisbar.

Chinesen, die täglich Obst verzehren, hatten ein um 40 Prozent niedrigeres kardiovaskuläres Sterberisiko (adjustierte Hazard Ratio, HR, 0,60; 95-Prozent-Konfidenzintervall 0,54-0,67) ein um 34 Prozent vermindertes Risiko auf schwere koronare Ereignisse (HR 0,66; 0,58-0,75), ein um 25 Prozent vermindertes Risiko auf einen ischämischen Schlaganfall (HR 0,75; 0,72-0,79) und ein um 36 Prozent vermindertes Risiko auf einen hämorrhagischen Schlaganfall (HR 0,64; 0,56-0,74).

Da nur wenige Chinesen täglich Obst verzehren, ist das attributable Risiko für die Bevölkerung, sprich der Anteil der Erkrankungen und Todesfälle, der durch den täglichen Verzehr von Obst durch alle Chinesen vermieden werden könnte, relativ hoch. Li gibt ihn mit 560.000 (95-Prozent-Konfidenzintervall 350.000 bis 800.000) Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen pro Jahr an, darunter etwa 200.000 Todesfälle vor dem 70. Lebensjahr.

Wie immer in prospektiven Beobachtungsstudien lässt sich nicht ausschließen, dass nicht der Obstkonsum, sondern andere Faktoren für die niedrigere Sterblichkeit verantwortlich sind. Laut Li war ein hoher Obstkonsum mit einem höheren sozio­ökonomischen Status verbunden, sprich nur besser gestellte Chinesen greifen eher zur Obstschale. Diese Personen sind jedoch auch in anderen Bereichen, etwa einer besseren Luftqualität, privilegiert, so dass bezweifelt werden kann, dass allein der Obstverzehr für die protektive Assoziation verantwortlich ist.

rme

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