Ärzteschaft

Gematik will Kommunikation bei technischen Fehlern verbessern

  • Donnerstag, 6. Februar 2025
/C. Schüßler, stock.adobe.com
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Berlin – Die Gematik räumt Schwächen bei der Kommunikation von Fehlern ein und verspricht Besserung. Anbieter von Praxisverwaltungssystemen (PVS) wiederum sprechen sich gegen eine stärkere Standardisierung aus, während ein neuer Konkurrent schon in den Startlöchern steht.

Die Unzufriedenheit der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte mit ihren PVS ist nicht nur angenommen, sondern lässt sich mit Zahlen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) belegen. „Es sind immer die gleichen Probleme und das seit vielen Jahren“, klagte die in Berlin niedergelassene Fachärztin für Innere Medizin, Irmgard Landgraf, gestern bei der Vorstellung der Studienergebnisse des Zi.

Sie selbst sei mit ihrem Anbieter noch relativ zufrieden. Durch ihr Engagement für die Digitalisierung des Ge­sundheitswesens sei sie mit zahlreichen Kolleginnen und Kollegen in Kontakt, die ihr neben technischen Prob­lemen vor allem von schlechten Erfahrungen mit dem Service ihrer Anbieter berichten würden.

„Ich finde, es müsste verpflichtend sein, dass die Praxen Servicepartner haben, die wirklich helfen können und die Verantwortung nicht hin und her schieben“, erklärte Landgraf.

Zustimmung erhielt sie dafür von Jens Wasserberg, Allgemeinmediziner aus Bedburg und Mitglied der Vertreter­versammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO). „Wir sind es müde, dass wir permanent mit dem Makel belegt werden, wir wären digital nicht interessiert“, klagte er. Dabei scheitere es vielmehr daran, dass die Technik oft nicht funktioniere.

„Wir sind in einer Sandwichposition, in der der Staat etwas von uns verlangt, auf das wir keinen Einfluss haben“, führte er aus. „Aber Digitalisierung muss aus der Praxis heraus gedacht sein und nicht, dass wir nur Daten­sammler sind, von denen andere dann profitieren.“

Die Gematik sei sich „der Brisanz der Primärsysteme bewusst“, beteuerte daraufhin Gematik-Servicemanager Roberto Hengst. Dort entscheide sich die Akzeptanz der Digitalisierung. „Wir wünschen uns auch eine stabilere Telematikinfrastruktur“, erklärte er.

Allerdings habe auch die Gematik nur einen geringen Einfluss auf die PVS. Sie könne nicht steuernd eingreifen, sondern nur Empfehlungen geben. Zudem könnten die Anwender von Primärsystemen oft nicht selbst beurteilen, was die Ursachen für die Fehler seien.

Allerdings, so räumte er ein, müsse auch die Gematik noch daran arbeiten, Fehler und ihre Behebung besser zu kommunizieren: „Fehlermanagement und Kommunikation im Störfall sind ein großes Feld, wo wir noch viel zu tun haben.“

Wasserberg konnte er damit nicht überzeugen. „Wer die Konformität bescheinigt, hat aus meiner Sicht die Ver­antwortung, dass das auch so funktioniert, wie es soll“, betonte er. Stattdessen seien es oft auch PVS mit Konfor­mitätsbescheinigung, bei denen Fehler aufträten. Das Grundproblem sei, dass die Anbieter oftmals unfertige Produkte auf den Markt bringen würden.

Es sei die Verantwortung der Gematik, dass das nicht passiere. „Da würde ich mir von der Gematik mehr Sorgfalt wünschen als es in den letzten Jahren der Fall war“, betonte Wasserberg. Zudem müsse regulatorisch nachge­schärft werden. So brauche es eine gesetzliche Übergangsfrist für den PVS-Wechsel und eine Standardisierung der Datenformate, um die Verfügbarkeit der Daten aus dem alten im neuen PVS sicherzustellen.

Dafür erhielt er wiederum Zuspruch von Landgraf. „Ich finde, man braucht auf jeden Fall eine Überlappung von altem und neuem System, damit man in einer Übergangszeit in beiden Systemen arbeiten kann und Daten, die im neuen System nicht auffindbar sind, im alten suchen kann“, erklärte sie.

Auch seien höhere Standards für die Nutzerfreundlichkeit wünschenswert. Gegen solche Usability-Standards verwehrten sich wiederum die Geschäftsführer von Medatixx und T2Med, Jens Naumann und Peter von der Burchard.

„Standards hören sich immer erst mal gut an, aber es ist ein sehr heterogener Markt“, sagte von der Burchard. Es gebe schlicht zu viele verschiedene Systeme für verschiedene Fachgruppen als dass einheitliche Standards sinnvoll wären. Stattdessen würden Anbieter im Wettbewerb eigene Lösungen entwickeln und dabei manchmal innovative Wege finden, die Usability zu erhöhen.

Zudem hätten Standards das Problem, dass sie eingrenzen und starr seien. Es sei schwer, bei bestehenden Stan­dards nachzuarbeiten. „Ich glaube, dass wir da im schlimmsten Fall einen Einheitsbrei kriegen, der niemandem wirklich schmeckt.“

Mit großem Interesse betrachtet man die Zi-Erhebung auch bei Doctolib. Der Anbieter einer Terminbuchungs­plattform will noch in diesem Jahr selbst mit einem PVS in den Markt einsteigen und könnte dabei von der Un­zufriedenheit vieler Praxen profitieren.

„Die Zi-Studie ist eine wertvolle Orientierung für Leistungserbringer, um sich über das aktuelle Angebot ver­schiedener PVS-Alternativen zu informieren“, erklärte das Unternehmen auf Anfrage. „Wir sind überzeugt, dass die Einführung unserer Praxissoftware in der zweiten Hälfte dieses Jahres der Branche entscheidende neue Impulse geben wird.“

lau

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