Ärzteschaft

Große Unterschiede bei Zufriedenheit mit Praxisverwaltungs­systemen

  • Donnerstag, 5. Dezember 2024
/Gorodenkoff, stock.adobe.com
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Berlin – Verschiedene Praxisverwaltungssysteme (PVS) sorgen für deutliche Unterschiede in der Zufriedenheit und Benutzerfreundlichkeit (Usability). Das ergibt eine aktuelle Umfrage vom Zentralinstitut für die kassen­ärztliche Versorgung (Zi) und der Berliner Charité unter Ärztinnen und Ärzte, Psychotherapeutinnen und -therapeuten sowie angestelltes Personal in der vertragsärztlichen Versorgung.

Knapp die Hälfte der Befragten (43,5 Prozent) gaben etwa an, dass es mehrmals pro Woche oder täglich zu Fehlern innerhalb des PVS komme. Am häufigsten gebe es Probleme beim Verbindungsaufbau mit dem Konnektor (62,4 Prozent). Aber auch bei der Nutzung von Funktionalitäten der Telematikinfrastruktur hat mehr als die Hälfte der Befragten Probleme mit dem PVS (56,1 Prozent). Auch nach Updates des PVS gibt es häufig Fehlermeldungen (54,7 Prozent).

Die besten PVS hinsichtlich der Usability und Zufriedenheit sind der Umfrage zufolge die PVS-Systeme „tomedo“ von Zollsoft, „PegaMed“ von PEGA Elektronik und „T2med“ von T2med. Am schlechtesten schnitten demnach die Systeme „TURBOMED“ von CGM, „QMED.PRAXIS“ von Schwerdtner Medizin-Software und „CGM M1 PRO“ von CGM ab.

Weiter sind die befragten Personen am ehesten bereit bei den Systemen „KiWi – KIND“ von KIND, „QMED.PRAXIS“ und „TURBOMED“ zu wechseln. 88,9 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer von KiWi sind demnach bereit für einen Wechsel. Bei den anderen beiden sind es rund 72 Prozent.

Vor allem von den PVS-Systemen „tomedo“, „T2med“ und „FIDUS“ (FIDUS Software Entwicklung) wollen sich die befragten Ärztinnen und Ärzte hingegen kaum trennen. Die Wechselbereitschaft liegt beim System tomedo bei 4,6 Prozent, bei T2med bei 5,5 Prozent und bei FIDUS bei 6,5 Prozent. Letzter Fall ist interessant, da die Zufriedenheit und Usability deutlich niedriger liegt als bei den anderen beiden Systemen.

Frauen sind zufriedener als Männer

Weiter ergibt die Studie, dass Frauen mit einer signifikant höheren Wahrscheinlichkeit eine positive Usability angeben und eine geringere PVS-Wechselbereitschaft zeigen. Angestellte Ärzte sowie niedergelassene Psychotherapeuten zeigen zudem geringere Zufriedenheits- und Usability-Werte und eine deutlich höhere Wechselbereitschaft im Vergleich zu niedergelassenen Ärzten.

Interessant ist darüber hinaus, dass der Studie zufolge Ärzte sowie das Personal aus der hausärztlichen Versorgung zufriedener als andere Versorgungsebenen mit den PVS-Systemen scheinen.

Für die Analyse der Zufriedenheit fragten die Studienautoren auch die Dauer der Nutzung von PVS-Systemen ab. So falle die Bewertung der Systeme bei einer ansteigenden Nutzungsdauer bis zu 30 Jahren geringer aus und die Wechselbereitschaft steige stark. Ab einer Nutzungsdauer von 31 Jahren kehre sich dieser Effekt bei der Zufriedenheit und Usability um, bei der Wechselbereitschaft konnte für diesen Zeitraum hingegen kein signifikanter Zusammenhang erkannt werden.

Für die Umfrage wurden online und bundesweit 10.245 Bewertungen zu Zufriedenheit, Usability sowie Wechselbereitschaft von PVS-Systemen ausgewertet. Die Befragung fand im März/April 2024 statt und wurde von den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) sowie der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) beworben. Der größte Anteil der Befragten waren niedergelassene Ärzte (64,3 Prozent).

Die Erfassung der Usability von PVS wurde mit dem Konzept „System Usability Scale“ (SUS) gemessen, die Zufriedenheit des Systems mit dem „Net Promoter Score“ (NPS).

Die Ergebnisse der Umfrage umfasst 88 PVS mit bis zu 1.028 Bewertungen. Für PVS-Vergleichsanalysen wurden jedoch nur 39 PVS mit jeweils mindestens 20 Bewertungen berücksichtigt. Zum Vergleich: Im Januar 2024 waren in Deutschland 126 verschiedene PVS zugelassen.

Allerdings räumen die Studienautoren auch Limitationen hinsichtlich der Befragungsmethode ein. Es könne etwa nicht ausgeschlossen werden, dass auch nicht angesprochene Personenkreise an der Umfrage teilgenommen haben, heißt es. Zudem fand die Befragung kurz nach der bundesweit verpflichtenden Einführung des E-Rezepts statt, die teils von Störungen begleitet war und die Bewertungen beeinflusst haben könnte, erklären die Autoren.

cmk

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